Zweifellos ist die Swisscom da mit myCloud durch den Datenverlust ungeplant mal in den Fettnapf reingetreten, aber ein längerfristiger Reputationsschaden wird daraus vermutlich nicht entstehen.
Die Presse hat das zwar nun ein wenig hochgespielt, aber Inside Paradeplatz kann man sowieso nicht ernst nehmen und die Tagi-Mediencrew hat vermutlich einfach dringend noch ein paar Schlagzeilen für die Sommerflaute gesucht.
Spätestens in 2-3 Monaten wird der ganze Vorfall wahrscheinlich ohne weitere Konsequenzen vergessen sein.
Was aber unabhängig vom aktuellen Medienrummel bleiben wird, ist die zumindest nach aussen hin für die Kunden unklare strategische Positionierung von myCloud.
Bereits seit längerer Zeit scheint das Produkt (wenn es denn überhaupt ein Produkt ist) keinen klaren Zielen zu folgen:
- ist es nur ein zusätzlicher Service für die Abokunden und im Preis immer inbegriffen, oder soll daraus mal ein gewinnbringendes Geschäft entstehen?
- Fokussiert es nur auf das Thema Fotobibliothek, oder soll da ein umfassender Cloud-Datenservice für Dateiverarbeitungen angeboten werden?
- will man sich tatsächlich mit den Weltmarktführern im Cloud- und Speicherbusiness messen und vergleichen lassen, oder braucht man es nur als Differenzierungmerkmal zu den andern Schweizer Internetanbietern um vielleicht mal ein paar Festnetz- und Mobilabos mehr verkaufen zu können?
Im Moment passt für die Einschätzung der weiteren Lebenserwartung von myCloud nach meiner Einschätzung am besten der Satz:
Zuwenig Qualität und vermutlich auch Investitionen um zu überleben, aber doch bereits zuviel um sofort zu sterben...
Da die zukünftigen Gewinnaussichten unmöglich gut sein können, denn als hinterherhinkender und bei weitem zu spät gekommener Anbieter in Konkurrenz zu den bereits seit Jahren arrivierten Marktführern in diesem Bereich ist das beinahe chancenlos, würde ich persönlich der Swisscom dringend eine Redimensionierung auf eine Fotobibliothek oder sogar zur schrittweisen Gesamtaufgabe von myCloud raten.
Natürlich kann man mir immer wieder entgegnen, wenn Dir myCloud nicht gefällt, musst Du es ja einfach nicht einsetzen, aber trotzdem habe ich auch im Sinne einer positiven Zukunft der Swisscom ein Interesse daran, wie ein Unternehmen die eingenommenen Abogebühren sinnvoll oder eben sinnlos investiert.
Bisher hat es sicher weit mehr gekostet als gebracht und persönlich würde ich dem schlechten Geld sicher nicht noch weit mehr gutes Geld hinterherwerfen.
Ein schnelles Ende von myCloud könnte als zusätzlichen Effekt auch Mittel für erfolgversprechendere Chancen freisetzen.