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Internet Guard gegen Digitec, mElectronics und Co.

Werner
Super User
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Als Kriterien für die Auswahl eines bestimmten DNS-Servers bieten sich aus meiner Sicht grundsätzlich mal an:

 

- technische Zuverlässigkeit

- Geschwindigkeit der Namensauflösung

- Formulierung und Transparenz der Datenschutzregeln (Umgang mit getrackten Daten, Logs, Aufbewahrungsfristen, etc.)

- Verfügbarkeit und Steuerbarkeit von Filtern und Blacklist-Sperren

- Umgang mit Zensur

- Vertrauen zum jeweiligen DNS-Anbieter, dass die kommunizierten Regeln auch wirklich eingehalten werden. Falls der Anbieter eine Allianz ist, Einschätzung der dahinter stehenden Mitglieder

 

Selbstverständlich wird die Swisscom nicht bei allen Kriterien auf Platz 1 landen, also muss jeder Benutzer schlussendlich für sich selbst entscheiden, was für ihn wichtig ist, und ob er auf dem SC-Standard bleibt, oder einen anderen DNS-Anbieter bevorzugen will.

 

Glücklicherweise lässt sich ja die entsprechende Einstellung im Administrationsmenu der Internetbox immer noch sehr schnell wechseln, und auch das Austesten von verschiedenen Anbietern über einen gewissen Zeitraum ist ohne grossen Aufwand durchaus möglich.

Selbstdeklaration: Emanzipierter Kunde und Hobby-Nerd ohne wirtschaftliche Abhängigkeiten zur Swisscom
Selbstdeklaration: Emanzipierter Kunde und Hobby-Nerd ohne wirtschaftliche Abhängigkeiten zur Swisscom
cslu
Level 6
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Ich kann mich nur darüber wundern, wie manche hier davon abzulenken versuchen (oder zumindest geflissentlich ignorieren), was tatsächlich gesagt wurde.

 

Ich halte noch einmal fest:

 

1. Ich habe empfohlen den Swisscom-DNS mit "InternetGuard" durch einen anderen zu ersetzen, sofern man durch regelmässige Fehlfunktionen des "InternetGuard" in seiner Internetnutzung gestört wird. Wovon ja ursprünglich ausgegangen werden musste, bevor sich herausstellte, dass der Threadersteller seine Problematik nur fälschlicherweise dem "InternetGuard" angelastet hatte. (Wobei gemäss Aussage von @RoFr ja offenbar beim InternetGuard solche Probleme auch aufzutreten scheinen, also kann man womöglich noch immer davon ausgehen.)
Zu dieser Empfehlung stehe ich selbstverständlich nach wie vor. Wer meint eine vernünftigere Empfehlung zu haben, darf diese gerne konkretisieren statt den Empörten und/oder Beleidigten zu spielen.

 

2. Entgegen dem was hier von manchen suggeriert wird, habe ich nicht empfohlen, einen DNS-Server ohne jegliche "Malware"-Filterung zu verwenden. Stattdessen habe ich auf Quad9 verwiesen, wo eine solche Filterung ebenfalls stattfindet. Ob die dortige Filterung qualitativ schlechter, gleichwertig oder besser ist als diejenige der Swisscom, müsste zunächst noch erwiesen werden. Ich habe zumindest bisher keinen Anhaltspunkt zu glauben, dass bei Quad9 schlechter gearbeitet wird als bei der Swisscom. Falls also jemand Probleme mit dem Swisscomschen-DNS hat, wäre Quad9 doch wohl einen Versuch wert. @Werner hat dies gut erläutert.

 

3. Meine Frage, ob das Swisscom-Internet vor dem Juni 2018 (also vor Einführung des "InternetGuards") folglich ebenfalls "mehr als grob fahrlässig" gewesen sei, blieb bedauerlicherweise unbeantwortet.

Ich denke es ist klar wieso: Dieser simple kleine Gedanke führt jedem vor Augen, wieso die Empörung über den Ratschlag zur Verwendung eines Fremd-DNS eben entweder nicht ganz ehrlich oder nicht ganz rational ist.

 

(Einmal abgesehen davon, dass sie auch nur schon deswegen unbegründet ist, weil ich ja, wie in Punkt 2 erläutert, nicht einmal zu einem völlig ungefilterten DNS geraten hatte.)

 

4. Grundsätzlich finde ich es seltsam, wie gewisse sich hier nun in der Opferrolle gefallen.  Tatsache ist, dass in diesem Thread meine berufliche Kompetenz/Ethik angegriffen wurde, indem man meinen Ratschlag (wie gezeigt fachlich unbegründet) als "mehr als grob fahrlässig" verunglimpft hat. Ich habe damit kein Problem. Wer austeilt kann auch einstecken. Aber man sollte dann schon die Verhältnismässigkeit der getroffenen Aussagen berücksichtigen, bevor man es so hinstellt, als sei ich hier der polemische Pöbler.

 

5. Dann noch etwas zu dieser Geschichte hier:

"Ich sehe, wieviele Warnungen wir jeden Tag aussprechen und ich sehe, wie sich dadurch die Missbrauchsfälle reduzieren. Darüber kann man lachen, wenn man will. Ich finde es überhaupt nicht lustig." 

Und ich sehe täglich die Konsequenzen dessen, dass eine Milliardenindustrie mit zweifelhaften Geschäftspraktiken (die sogenannten "Computer / Internet Security"-Anbieter für den Massenmarkt) sich auf den Geräten und in den Köpfen der Mehrheit der User etablieren konnte. Auch ich finde dies nur begrenzt lustig.

Tatsache ist, dass die Wirksamkeit solcher "Schutzprodukte" massiv übertrieben wird, wohingegen man die oftmals gravierenden "Nebenwirkungen" totschweigt. Wir sehen im Berufsalltag permanent die Schäden und Störungen, die beispielsweise durch Antiviren/InternetSecurity-Software verursacht werden. (Diese sind übrigens wesentlich häufiger als Schäden durch Viren/Malware.) Doch diese "konkreten" Schäden sind nur die Spitze des Eisbergs. Der grösste Schaden dürfte m.E. die Irrmeinung sein, man könne sich Sicherheit fürs Internet kaufen und danach das Gehirn ausschalten. Dies ist einfach nicht der Fall. Wichtig wäre in erster Linie sachlich korrekte Information. Aber in der Praxis sehen wir seitens der AV-Industrie vor allem Desinformation zum Zweck der Umsatzsteigerung. Letztlich bewegen sich wesentliche Teile dieser Industrie auf keinem viel höheren Ethik-Niveau als Wahrsagerinnen auf dem Jahrmarkt oder andere Scharlatane.
Ich will hier explizit nicht sagen, dass der "InternetGuard" in diese Kategorie gehört. Als DNS-Filter ist das direkte Schadenspotential minimal und das Störpotential auch vergleichsweise mittelmässig. Aber wenn er als Produkt so "beschworen" wird, wie hier im Thread gesehen (alles andere ist bekanntlich "mehr als grob fahrlässig"), dann ist er zumindest auch Teil der ganzen Problematik, welche dadurch entsteht, dass man dem Kunden gegenüber suggeriert, Sicherheit gäbe es als käufliches Produkt.

Klar ist aber: Weil alle diese Filter/Produkte unzulänglich sind und immer manche Schädlinge/Phsihing-Seiten etc. nicht erkennen/sperren, ist es nur eine Frage der Zeit, bis der User mit "Brain in Standby Mode" trotzdem betroffen ist. Wenn man bedenkt wie viel Mist tagtäglich im Internet herumfliegt und wie schlecht die Erkennungsraten von "Schutzlösungen" sind, wird auch deutlich, dass es in diesem Fall keine "langfristig" Frage der Zeit ist, sondern tendentiell eher eine ziemlich kurzfristige. Dies nur nochmal um zu verdeutlichen, wieso ich die "Andeutung von kaufbarer / auf dem Netz aufschaltbarer Sicherheit" für eines der massgeblichen Sicherheitsprobleme halte.

 

 

P.S. Rein aus Interesse, liebe Swisscom: Habt ihr irgendwelche Zahlen dazu, wie viele der von euch verkauften "Internet Security" Abos (F-Secure) auch tatsächlich jemals auf einem Kundenrechner installiert und aktiviert werden? Also so Prozentual? Meine Erfahrung ist nämlich, dass ein wesentlicher Teil der Kunden die dieses Produkt auf der Rechnung haben, es gar nie installieren, weil sie schlicht nicht wissen, worum es sich dabei eigentlich handelt. Sie sagen mir dann immer, dass sie sich vorgestellt hätten, dies sei etwas, was von der Swisscom quasi "auf der Leitung aufgeschalten" würde. So sieht die Realität an der Front aus. Das sind Kunden, die mit Kusshand jede Illusion von Sicherheit "kaufen", wenn sie sich nur möglichst um nichts kümmern müssen und keinen Gedanken verschwenden müssen.

 

 

 EDIT: Aus aktuellem Anlass noch eine Werbeeinblendung, die mir soeben auf tagesanzeiger.ch eingeblendet wurde (ja, ich surfe recht oft ohne AdBlock, weil ich weiss, dass die Inhaltsanbieter von der Werbung leben, auch wenn die Werbung oft nervig ist un z.T. selber ein Sicherheitsrisiko darstellt):

swisscom-is.png

 Solche Aussagen bzw. falsche Werbeversprechen wie "mit Internet Security jederzeit sorglos und sicher im Internet surfen" sind jetzt etwas, das für mich in die Richtung von "grobfahrlässig" geht.

 

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