Sorry aber jetzt wird es langsam wirklich etwas schwierig mit deiner Argumentation. Es ging überhaupt nicht monatelang gut, diese Probleme bestehen bei der Swisscom schon seit vielen Monaten, nicht erst seit dem letzten offensichtlichen Taucher. Die Swisscom ist seit jeher am unteren Spektrum dieses “Markeringreports” und hat seit jeher Probleme. Die oberen ISPs, die alle keine Probleme haben, sind dort oben konstant und mit sehr stabilen Werten. Somit ist in diesem “Marketingreport” deutlich mehr Wahrheit abgebildet als in jedem bisherigen Swisscom Statement zu diesem Thema.

Ich verstehe auch nicht, was dein verzweifelter Hinweis soll, dass man mit keinem anderen Anbieter ein Traffic Problem habe. Ja natürlich nicht, hat ja auch niemand behauptet und es tut überaupt nichts zur Sache, noch ist das irgend eine sachliche Aussage über das faktisch bestehende Problem. Man hat ja bereits bei Zattoo gesehen, dass die Swisscom über die Leichen der Konkurrenz geht. Zudem ist dein Hinweis lediglich ein Ausweichen der aufgeworfenen Fragen, von welchen du auch in deinem dritten Posting noch keine einzige beantwortet hast.

Ganz ehrlich, Leute, der Umgangston hier in diesem Thread gefällt mir nicht. Bei mehreren Parteien.

Trotzdem bin ich auf der Sachebene neugierig:

Was könnten denn die Gründe sein, dass (laut Netflix Performance-Report) seit grob Mitte 2015 die Performance bei upc cablecom und Swisscom strukturell stark fällt?

Und warum gehen die anderen schweizer Provider auch ein wenig runter in der Performance?

(Ich mag auch nicht über den Netflix Performance-Report als solches reden - die Zahlen dort sind so hochaggregiert und so unterspezifiziert dass sie möglicerweise ganz grob irgendeine Kundenrealität abbilden, aber keine root cause analysis erlauben)


@Anonym schrieb:

jedes Datenpaket von jedem Anbieter kommt sehr schnell zu uns.


Anscheinend nicht, sonst gäbe es keine Probleme mit Netflix. Zudem kann über New York gerouteter Traffic gar nicht schnell sein, zumindest nicht bezahlbar.


@Anonym schrieb:

Es gibt mit KEINEM anderen Anbieter Probleme.


Und… das beweist nun was genau?


@Anonym schrieb:

und plötzlich rutschen ausgerechnet UPC und Swisscom parallel nach unten….


Richtig. Und welche Punkte haben beide Unternehmen (Liberty Global & Swisscom) gemeinsam?

  • Kein direktes Peering mit Netflix (im Normalfall Branchenüblich)
  • Kein Netflix OpenConnect Cache Server (braucht es nicht, wenn Peering stimmen würde)

Und sag mir nicht, Neflix würde ein Peering verhindern.


@daffy2 schrieb:

Ganz ehrlich, Leute, der Umgangston hier in diesem Thread gefällt mir nicht. Bei mehreren Parteien.


Manchmal braucht es einen harschen ton. 🙂


@daffy2 schrieb:

Was könnten denn die Gründe sein, dass (laut Netflix Performance-Report) seit grob Mitte 2015 die Performance bei upc cablecom und Swisscom strukturell stark fällt?


Fakt ist:

  • Momentan werden Filme von New York aus in das Swisscom Netz gestreamt. Das sieht man an den Video-Details (in Netflix) bzw. an den IP-Adressen und den dazugehörigen Traceroutes. Diese feststellungen sind selbstvertändlich nur momment-aufnahmen, und können ändern. Je nach Film, Zeit oder auslastung werden die Filme von einem anderen Standort her gestreamt.
  • Je näher der (Cache)Server umso besser läuft der Steam. Swisscom könnte nun direkt mit Netflix peeren, sprich eine Leitung zusammenlegen. Netflix bietet das Gratis an, Swisscom muss nur mitmachen wollen.

Unklar ist:

  • Möchte Swisscom nicht mitmachen (einfach nur stur), oder liegt das Problem tatsächlich bei Netflix?
  • Wenn das Problem bei Netflix liegen würde: Weshalb?

(Momentan gehe ich davon aus, dass das Problem bei Swisscom liegt. Alleine schon deswegen weil Swisscom keine technische erklährung liefern kann. Zudem hat Netflix eine Interesse an einem Peering)

das ist eben das Problem in der Schweiz. Swisscom hat das Infrastruktur Monopol und ist gleichzeitig auch Inhalte Anbieter. Deshalb ist es ja auch logisch, dass SC nicht daran interessiert ist, dass ihre Kunden Netflix störungsfrei empfangen können.

Genau aus diesem Grund bin ich immer noch Swisscom Kunde, weil ich nur dort Live Sport von Teleclub per per pay per view erhalte. (mein Sohn ist Eishockey Fan). Für normales TV ist mir sonst die Qualität zu schlecht, diese ist über SAT um Welten besser. Das kann man bei den Uebertragungsraten locker überprüfen.

Aber langsam ist mir persönlich dieses Sport Monopol nicht mehr genug, wenn ich so mit anderen Anbietern vergleiche. Und über kurz oder lang kommt SC sowieso nicht darum ihr Swisscom TV als App für Apple TV und andere Plattformen anzubieten. So gesehen wird der Markt über kurz oder lang spielen.

@weissertieger2: einen Punkt hast du vergessen:
Beide haben in Angebot dass in direkter Konkurrenz zu Netflix steht.

@frenchmen: Das mit dem Sport wird noch bis zum Bundesgerichtsurteil so bleiben. Bin s dahin wird sich Swisscom hüten dieses Alleinstellungsmerkmal aufzugeben. Da gäbe es viele die würden noch heute die Kündigung abschicken wenn man das ganze Teleclub Program inkl. Live Events auch woanders bekommen könnte. Die teuren Bundle Preise wären ebenso am Ende.

@doom2

da gebe ich Dir recht, bis es soweit ist, wird es sicher noch eine Weile dauern. Dann aber bricht ein Tsunami über Swisscom.

Und ich verstehe SC in diesem Punkt auch, schliesslich haben sie mit TC zusammen dieses Angebot aufgebaut. Aber heute ist es natürlich Fakt, dass viele Leute genau wegen diesem Punkt den Anbieter nicht wechseln. Mein Junior wird auf jeden Fall keine Freude haben, wenn ich wirklich zu green wechsle. Doch wenigstens funktioniert dann Netflix. Am Sonntag Abend hatte ich wieder zwischen 288 und 480, dies ist natürlich kein Zustand.

Und so nebenbei habe ich bemerkt, dass green offiziel Fritzbox rausgibt, oder wenn man schon eine besitzt bekommt man die SIP Daten ohne grosses Theater. Das alles bringt mich natürlich schon zum grübeln, vor allem wenn ich für CHF 300 weniger pro Jahr 5x mehr download und 2.5x mehr upload bekomme. Aber allerdings kein Live Sport pay per view. Vielleicht schenke ich meinem Junior zum Trost ein NHL Abo auf dem Apple TV, kostet auch nicht die Welt

Ehrlich gesagt verstehe ich die Details nicht ganz, da ich mich technisch wenig bis gar nicht auskenne, was den Aufbau des Internets, Streaming und Netflix angeht. Es nervt aber auf jeden Fall, wenn Doctor Who bei uns in etwa so aussieht, wie auf VHS aufgenommene Sendungen vor 25 Jahren.

Für tendenziell ignorante Normalos wie mich: was können wir machen, ausser den Provider wechseln? Grundsätzlich sind wir mit Swisscom zufrieden, und Netflix alleine ist für mich noch nicht Grund genug, zu einem anderen Provider zu wechseln. Trotzdem möchte ich natürlich, dass sich die Situation verbessert. Ich habe bei Twitter einen Kommentar an Swisscom geschickt, aber was habe ich sonst noch für Optionen? (Ich benutze Netflix auf der PS4, also würde der Ctrl-Alt-Shift-S-Trick nicht funktionieren.)

Die Antworten von @Anonym und @SamuelD zeigen doch klar die angespannte Situation der Provider.

Noch schlimmer sieht es bei UPC aus: wenn man die Graphen von DE (KabelBW), AT (UPC) und CH (UPC-Cablecom) übereinander legt, sieht man wie der ganze Netflix Traffic zum AS6830 (Liberty Global) zusammenbricht.

In den nächsten Wochen/Monaten wird sicher etwas passieren - die Frage ist nur, wer das Ganze länger aussitzt (kann oder will).

Technisch sollte inzwischen allen klar sein, dass das Problem auf überlastete Peerings zurückzuführen ist, die wegen der Ratio nicht ausgebaut werden. Somit kommt das Netflix-Paket nur über langsame Umwege beim Endkunden an.

Das SC & UPC lieber ihre eigenen Dienste verkaufen wollen lehrt uns ja die BWL.

@daffy2: Ich kann dir gerne den “root cause” erklären:

Die Swisscom hat in der Schweiz ihre eigene physikalische Netzwerk-Infrastruktur. Darüber sind alle CH Kunden angeschlossen und verbunden. Dieser Teil ist auch nicht das Problem, denn der ist sicherlich angemessen ausgebaut und wird keine nennenswerten Engpässe haben. Nur ist das Swisscom Netz ja nicht “das Internet”. Um die weltweiten Resourcen / Services / Webseiten aus “dem Internet” ihren Kunden zur Verfügung zu stellen, muss sie sich, vereinfacht gesagt, an Transit-Netze anbinden, welche wiederum direkt oder über andere Transit-Netze die lokalen Netzwerke von Datacenters der Content-Provider anbinden (d.h. dort, wo der Webserver steht, auf den du zugreifen möchtest, oder eben auch die Netflix Servers mit den Videos, etc.). So ein Transit-Netz Betreiber ermöglicht der Swisscom dann zum Beispiel eine Anbindung ihres CH-Netzes durch Europa nach z.B. Holland, wo wiederum Seekabel zur USA zur Verfügung stehen, usw. (wer sich für Seekabel interessiert: http://www.submarinecablemap.com/).

Ein Transit-Netz Betreiber hat z.B. Endpunkte seiner Netzwerke in ausgesuchten “Internet Exchange Points” (Karte: http://www.internetexchangemap.com). Einer davon ist z.B. in Zürich. Die Swisscom muss nun also eine physikalische Anbindung an diesen IXP haben und dort einen Anschluss mieten (z.B. ein 10GBit/s Interface für xy CHF pro Monat). Damit fliesst aber noch kein Internet-Traffic per se. Als nächstes muss die Swisscom einen Peering-Vertrag mit einem anderen ISP oder Transit-Netz Betreiber abschliessen (Peering, Transit, etc. ist eigentlich nicht dasselbe, aber bleiben wir bei der einfachen Version). Dabei einigt man sich auf ein geschätztes Datenvolumen pro Monat. Je nach Situation (beide senden / erhalten etwa gleich viele Daten) geht das unter Umständen kostenfrei, da beide in gleichem Masse profitieren (bei reinem “Transit” kostet es aber). Wenn einer deutlich mehr Daten des anderen abwickeln muss, muss beim Peering oft bezahlt werden. Swisscom hat dabei offenbar eine extrem aggressive Policy von 2:1, d.h. wer mehr als im 2:1 Verhältnis Datenvolumen an die Swisscom sendet, der muss bezahlen, um nicht als Kunde 2.Klasse behandelt zu werden. Dies steht im direkten Widerspruch zur vielzitierten Netz-Neutralität, welches das Fundament des Internet darstellt und eigentlich jedem Datenpaket die gleiche Chance auf fairen Weitertransport im Internet sicherstellen sollte.

Also, die Swisscom unterhält nun diverse Peering-Abkommen mit unterschiedlichen anderen ISPs / Transit-Netz Betreibern, um eine zuverlässige und vollständige Anbindung an “das Internet” zu haben. “Peering” bedeutet, dass man Zugang zum “Autonomous System” (AS) des (z.B. Transit-)Netz Betreibers hat, welches eine eindeutige ASnnnn Bezeichnung hat. Ein AS ist, wiederum sehr vereinfacht gesagt, ein logisches Netzwerk, welches sich über eine regionale, kontinentale oder globale physikalische Netzwerk-Struktur legt. “Zugang zum AS” bedeutet, dass man die Erlaubnis hat, seinen Datenverkehr durch dieses logische Netzwerk zu schleusen (zu “routen”), welches unter der Kontrolle des jeweiligen Inhabers / Betreibers ist, mit welchem man eben das Peering-Abkommen geschlossen hat.

Soweit so gut. Nun kommt ein Service-Betreiber wie Netflix, der naturgemäss grosse Datenmengen generiert (die Video-Streams zu den Swisscom-Kunden). Das passt der Swisscom natürlich gar nicht, denn damit wird ihre restriktive 2:1 Peering Policy unterwandert. Deshalb sagt die Swisscom, na bezahl du uns bitte viel Geld für deinen Traffic, sonst werden wir ihn in unserem Peering nicht angemessen berücksichtigen. Dies sagt die Swisscom natürlich nicht offiziell, denn es wäre eine weitere Verletzung der Netz-Neutralität. Zudem würde sich die Swisscom den Datenverkehr so frecherweise gerade doppelt bezahlen lassen, denn es bezahlen ja bereits ihre Kunden (du und ich) monatlich dafür, dass wir über die Swisscom Zugang zum Internet haben und Datenverkehr (wie z.B. Netflix Video-Streams) generieren dürfen. Netflix selbst wäre auch nicht bereit, für den Datenverkehr zu bezahlen, denn erstens wäre das das globale Ende der Internet Netz-Neutralität, zweitens wäre ein Video Streaming Service unter solchen Bedingungen gar nicht mehr möglich.

So stehen wir nun also da. Die Swisscom weigert sich, ein sinnvolles Peering für Netflix Traffic zu erstellen. Was ist die Folge? Spätestens zu Stosszeiten werden die Netflix Streams als Verkehr 2.Klasse behandelt, d.h. sie werden halt gerade über den Peering Punkt geleitet, der für die Swisscom am passendsten ist. Das kann dann zur Folge haben, dass der “Endpunkt” dieses Peerings Datenverkehrs-mässig plötzlich näher an den USA liegt als an Europa. Somit bekommst du von Netflix deinen Video-Stream plötzlich aus den USA anstatt von einem näherliegenden Netflix Server in Europa. Damit bricht dann auch die Datenrate ein und somit die Bildqualität, und dein Stream schaltet runter von 1080HD auf 480SD oder noch tiefer. Netflix hat ihre Inhalte weltweit in verschiedenen Datacenters verteilt, um damit möglichst nahe beim Kunden zu sein, was wiederum eine hohe Streaming-Qualität sicherstellen sollte. Wenn dich die Swisscom über ein schlechtes Peering aber ins “Nirvana” schickt, bekommst du halt auch den Netflix Stream aus dem “Nirvana”. Beim normalen Internet Surfen ist das weniger problematisch und kaum spürbar. Bei Video-Streams ist es aber fatal.

Welche Möglichkeiten hätte die Swisscom nun? Ganz einfach:

  • Entweder man sorgt für die entsprechenden Kapazitäten an den bestehenden Peering Points und sorgt dafür, dass auch der Netflix Verkehr dorthin geroutet wird, wo’s geografisch Sinn macht
  • Oder man erstellt ein Peering mit Netflix direkt (https://openconnect.netflix.com/)! Netflix hat sein eigenes weltweites AS (AS2906) und kann den Verkehr der darüber angebundenen ISPs kontrolliert jeweils selbst an ihre naheliegensten Content Server leiten, um eine gute Streaming-Qualität sicherzustellen. Das wäre für die Swisscom gratis und würde lediglich ein paar Minuten Konfigurations-Arbeit in ihrem Netzwerk benötigen, und die allermeisten unserer Sorgen wären per sofort gelöst. Die Liste der ISPs, welche sich an das Netflix AS2906 angebunden haben, ist öffentlich zugänglich. Die Swisscom ist nicht dabei!
  • Und als “extremste” aber im Prinzip für beide Seiten (Netflix / Swisscom) effiziente Lösung könnte sich die Swisscom ein komplettes Set von Netflix Content Servern ins eigene Datacenter stellen lassen. Diese Server würden von Netflix geliefert, bezahlt und unterhalten, die Swisscom müsste lediglich den Platz im Datacenter und die Strom/Kühlungskosten bezahlen (d.h. Peanuts, sozusagen gratis). Damit hätten sich alle “Peering-Probleme” erst recht gelöst, weil die Swisscom Kunden den Netflix Content direkt aus dem Swisscom-Netz erhalten würden und die Swisscom keinen zusätzlichen Datenverkehr über ihre Peering-Points hätte. Init7/ImproWare nutzen dies so und sind deshalb stets zuoberst im Netflix Report, und die Kunden von Init7/Improware kennen auch all die Probleme nicht, über die wir hier reden

Was heisst das nun? Tja, die Lösung wäre ganz einfach und gratis, und schnell und schmerzlos verfügbar. Die Swisscom müsste nur wollen. Wollen sie aber nicht. Die amüsieren sich nur über diese Probleme und nutzen ihre Passivität, um einen Konkurrenten direkt zu diskriminieren, die Netz-Neutralität de facto zu verletzen und gleichzeitig noch ihre eigenen zahlenden Kunden für dumm zu verkaufen.

Als Netflix in den USA aufkam, haben sich die lokalen ISPs dort zuerst ebenso verhalten. Nur wurde Netflix eines Tages so populär, dass es sich die ISPs nicht mehr erlauben konnten, einen schlechten Netflix Service anzubieten, denn die Leute wären ihnen reihenweise davon gelaufen. In der Schweiz wird dieses Spiel nun wiederholt und da Netflix noch nicht so populär ist, funktioniert es noch. Das wird sich aber ändern, wenn sich Netflix einmal etabliert hat. Denn dann kann sich die Swisscom dieses diskriminierende Verhalten nicht mehr erlauben.

Danke, interessant, das war mir nicht bewusst.

Es ist mir allerdings nicht ganz klar, was dieser Deal genau umfasst, denn da steht im Artikel:

As part of the deal, Netflix will deliver its movies and TV programs to Comcast’s broadband network directly as opposed through third party providers, giving viewers faster streaming speeds for watching movies and TV programs.

“directly”… also am direktesten wären die Netflix Caching Servers. Die wären für alle Beteiligten einfacher, günstiger und effizienter als irgendwelche direkten Peering-Konditionen auszuhandeln. Dass das Netflix Geld kosten würde, ist klar. Scheint mir aber eher nicht so, als wäre dies gemeint. Umgekehrt, sollte Comcast direkt als Transit-Netz Provider für Netflix agieren, dann wäre es nachvollziehbar, dass Netflix dies mit Geld kompensieren muss (übliche Business-Praxis, denn “das Internet” ist nicht gratis). Das wäre aber eine andere Situation als bei der Swisscom, welche nicht als Transit-Netz Provider für Netflix fungiert sondern als reiner ISP für die End-Kunden. Im Zuge der Netz-Neutralität wäre es hier nicht statthaft für den ISP, hier Geld für den Traffic zu verlangen, denn seine Kosten sollten durch seine ISP End-Kunden gedeckt werden (Kunden wie du und ich). Die geschätzten 60-100CHF, die wir alle der Swisscom monatlich für den reinen Internet-Zugang abdrücken (geschätzter Anteil von jedem Triple-Play Kombi-Paket), müssen nicht nur den reinen Zugang sondern auch den generierten Datenverkehr abdecken können.

Und als letzte Möglichkeit kann es natürlich sein, dass dieser Netflix Deal tatsächlich die berüchtigte Ausnahme zur Regel wäre. Das wäre aber sehr schlecht für den Fortbestand der Netz-Neutralität, wenn dieses Beispiel Schule machen sollte.

Danke. Dieser Artikel hier über die Hintergründe zum Comcast Deal hat sehr interessante Informationen:

http://www.cnet.com/news/rereading-the-tea-leaves-in-the-netflix-comcast-deal/

Soweit ich die Andeutungen recht verstehe, geht es dabei um folgendes:

“Früher” musste Netflix diversen Backbone Providern Geld bezahlen für die Anbindung ihrer Services (was natürlich legitim und business as usual ist). Mit dem Aufbau ihres eigenen AS2906 Netzwerks wurden sie sozusagen selbst Betreiber ihres eigenen Transit-Netzes. Dies haben sie wohl gemacht, weil sie so erstens eine bessere Kontrolle über das Routing der Video-Streams haben (d.h. bessere Kontrolle über die Qualität, die beim Kunden ankommt), und zweitens kommt das Netflix wohl ganz einfach günstiger als einen fremden Netz-Betreiber für den Datentransport oder die Anbindung zu bezahlen.

Der Comcast Deal heisst vermutlich einfach, dass Netflix Comcast Geld bezahlt, damit sich Comcast direkt ans Netflix Open Connect Netzwerk (AS2906) anbindet. Damit kann Netflix sozusagen die Video-Streams selbst “direkt” ins Comcast Netz liefern, wie im ersten Artikel erwähnt. Offenbar sind die mit Comcast ausgehandelten Kosten nicht höher als die dafür wegfallenden Gebühren, die sie ansonsten anderen Transit-Netz Betreibern hätten bezahlen müssen. Das würde dann einigermassen Sinn machen und wäre wohl in der Grauzone vom Thema “Netz-Neutralität”, resp. wenn man in diesem Falle dann Netflix als Transit-Netz Betreiber sieht, im Prinzip in Ordnung.

So stehen wir nun also da. Die Swisscom weigert sich, ein sinnvolles Peering für Netflix Traffic zu erstellen. Was ist die Folge? Spätestens zu Stosszeiten werden die Netflix Streams als Verkehr 2.Klasse behandelt, d.h. sie werden halt gerade über den Peering Punkt geleitet, der für die Swisscom am passendsten ist. Das kann dann zur Folge haben, dass der “Endpunkt” dieses Peerings Datenverkehrs-mässig plötzlich näher an den USA liegt als an Europa. Somit bekommst du von Netflix deinen Video-Stream plötzlich aus den USA anstatt von einem näherliegenden Netflix Server in Europa.

Das ist so technisch nicht ganz korrekt denke ich. Swisscom kann nicht entscheiden “wie” die Daten zu ihnen kommen. Das entscheidet immernoch der Versender. Grundsätzlich kommt ohne direktes Peering der Verkehr meistens von einem Transit Provider, wie jeder andere Verkehr auch. Jetzt kann es natürlich auch sein das bei diesem Transit Provider etwas überlastet ist (z.B. das Peering mit Netflix), oder der Port vom Transit Provider zur Swisscom.

Aber grundsätzlich ein super Artikel, danke.

Für weiterführende Infos und wie Peering etc. auf Business-ebene funktioniert, welche Tricks es gibt und allgemein gute Infos darüber, hier ein tolles Buch mit dem namen “The 2014 Internet Peering Playbook”:

http://www.amazon.de/gp/product/B00HOWTJ68?keywords=The%202014%20Internet%20Peering%20Playbook%3A%20Connecting%20to%20the%20Core%20of%20the%20Internet&qid=1455346661&ref_=sr_1_1&s=digital-text&sr=1-1

Doch, die Swisscom hat Einfluss darauf. Wenn sie sich weigert, mehr Datenvolumen an einem Peering Punkt entgegenzunehmem, weil es ihre 2:1 Policy verletzt, dann kommt der Datenverkehr vom Versender notgedrungen nur noch über “Umwege” zur Swisscom. Es liegt schlussendlich an der Swisscom, ob sie den “direkten” Weg am bevorzugten Peering Point zulässt oder den Datenverkehr abweist, oder durch Traffic Shaping drosselt, was dann beim Versender meist Load Balancing Methoden triggert, welche den Verkehr dann notgedrungen über andere Peering Punkte routen.

Nach meinem Kenntnisstand blocken wir nichts. Und wir sind auch eher überrascht, wie der Traffic zu gewissen Zeiten geroutet wird. Was auch immer damit bezweckt werden soll….

Aber ich bin froh, dass dieses Thema sachlicher diskutiert wird, auch wenn es immer noch den Unterton “böse” Swisscom gibt. Ich kann leider aus rechtlichen Gründen nicht viel dazu sagen, auch wenn das auf wenig Verständnis stösst.

Was ich sagen kann, dass wir keinen Dienst blocken, nur weil er vermeintlich eine Konkurrenz darstellt. Das macht überhaupt keinen SInn. Damit gewinnt man keinen Kunden, sondern es passiert eher das Gegenteil. Jeder soll das Angebot nutzen, was er möchte.

Vielleicht beruhigt sich die Situation ja wieder. Es kann ja auch nicht im Interesse eines Anbieters sein, dass sein Produkt nicht in der bestmöglichen Qualität genutzt werden kann. Wir werden sehen.

Tja lieber @Anonym… dann erkläre doch bitte, weshalb sich die Swisscom weigert, ein Peering mit Netflix’ AS einzugehen? Dann wären genau diese Routing-Probleme nämlich gelöst. Es wäre gratis und technisch von jedem Lehrling in Kürze umsetzbar.

Ach, ich kanns dir erklären: Die Swisscom will zusätzlich Geld dafür, für Datenvolumen das eigentlich schon von den Endkunden bezahlt worden ist. Doppelt abkassieren nennt man das. Und zusätzlich ist das eine Verletzung der Netzneutralität. Verursacht durch eure bewusste Passivität. Ja korrekt, aktiv blockiert ihr wohl nichts, reine Passivität im nicht-lösen-wollen eines einfachen Sachverhalts reicht euch, um euer Ziel zu erreichen, das direkt einen Konkurrenten diskriminiert. Ganz zufälligerweise…

Sorry, die Fakten sind nun halt einmal so wie sie sind.

Wie gesagt, es ist ein Hehne und Ei Problem.

Die technisch korrekte Ansicht hängt auch vom Standpunkt ab.

Natürlich könnte Netflix durchaus auch in einem System überleben, wo sie allen Wegelagern Geld bezahlen müssen. Zu diesen Wegelagern gehört auch die Swisscom.

Nur ist die Situation in der Schweiz so, dass sie hier gute Provider gefunden haben welche ein offenes Peering hergestellt haben. Es nehmen also nicht alle Provider die Methoden der Hölle in US am A. an!

Da man kein direktes Peering zu Stande bringen will, muss man sich auch nicht wundern wenn die Pakete andere Wege nehmen als angedacht. Wie kann man so etwas überhaupt andenken? Einen Vertrag mit einem Transit Provider abschliessen und hoffen alles sei gut? OMFG!!!

Fair wäre es, wenn Netflix die Kosten für den Transit, benutzergerecht verteilen würde. So müsste man als Swisscom Kunde mit einem uneinsichtigen Provider mehr bezahlen als dies bei Sunrise, green.ch und init7 der Fall wäre. (Ich spreche hier von den Gebühren an Netflix. Die Gebühren bei Swisscom sind sonst schon zu hoch für die angebotene Leistung).

Ist natürlich nicht praktikabel. Womit man wieder bei der einfachen Möglichkeit des offenen Peerings ist, wie es die anderen auch schon abgeschlossen haben!

Wenn es darum geht, das man Verbindungen ins Internet erstellen kann, sei Swisscom ein kleines Unternehmen ohne Macht. Geht es darum Traffic in das System zu speisen, spielen sie sich aber gross auf und bieten alle Anbieter zur Kasse. (Würde jetzt Netflix nichts bezahlen müssen, würde ein ganzes Kartenhaus zusammenfallen… Google usw. würden schnell mal anklopfen.) Jetzt ist Swisscom noch hauptsächlich ein Provider. Möchte aber auch immer mehr ins OTT Geschäft einsteigen. Wie ist mir teilweise schleierhaft, da man prinzipiell kein Produkt aus dieser Sparte bisher fertig bekommen hat. Das ist aber ein anderes Thema. Wenn dann aber Swisscom OTT Anbieter ist wird man sicher wieder hören: “Ach die anderen Anbieter bieten uns für den Traffic alle zur Kasse. Wir als kleine Swisscom können da nichts machen.”

Wie der Wind halt weht. Gemeinsam ist nur, dieser Wind stinkt!