In der Tat die bestmögliche Lösung für alle. Das Glasfasernetz wird schweizweit nur von einem Unternehmen gebaut - flächendeckend. Jeder Provider (swisscom, init7, green, sunrise upc, sowie lokale IP) würden sich zu gleichen Konditionen eine Faser mieten. Hierfür ist es aber zu spät da schon viele verschiedene Gewerke ein FTTH Netz gebaut haben.
Swisscom möchte, man möge mich korrigieren falls ich falsch liegen sollte, 1 Faser in einem KoPa Netz ausschliesslich “kaufen”. Hierfür werden dann jahrzehntelange Nutzungsrechte zugesprochen. Im Gegenzug kann mit den Einnahmen ein grosser Teil der Investitionen des KoPa (EW, Gemeinde usw) decken. Leider gibt es nach wie vor FTTH Erbauer, welche ausschliesslich die Fasern vermieten möchten. Da bei einem Kauf von Nutzungsrechten einer Faser für Swisscom viele wirtschaftliche wie auch betriebliche Vorteile entstehen, ist hingegen eine Miete nicht interessant für Swisscom.
Mit einer gekauften Faser entstehen pro Netz einmalige Kosten und diese wiederum können über einen vereinbarten Zeitraum amortisiert werden. Bei einer Miete entstehen monatlich/halbjährlich oder jährlich gewisse Kosten und die Planungssicherheit ist nicht immer gegeben. Ich kenne natürlich die vertraglichen Inhalte nicht, kann aber den Entscheid von Swisscom bezgl. der Ablehnung von einem Mietverhältnis nachvollziehen. Auch für einen Erbauer entstehen bei einem Kauf vom Nutzungsrecht wiederum Vorteile. Aber das ist jetzt doch etwas off topic.
Zum grundlegenden Thema:
Ich bin sehr gespannt wie Swisscom auf den Entscheid der WEKO reagieren wird. Ich gehe davon aus, dass die WEKO dem Gerichtsentscheid folgen wird und Swisscom den Bau von p2mp Netzen untersagt. Natürlich ist alles, was wir hier mutmassen, reines Kaffeesatz lesen.
Persönlich würde ich die P2MP Architektur vor allem in sehr dünn besiedelten Gebieten begrüssen. In dichter besiedelten Gebieten wäre ein P2P Bau vorzuziehen. Die Kosten für die Erschliessung von ländlichen Gebieten oder Bauernhöfen fernab der Dorfkerne verschlingt in der Regel extrem viel Geld. Dies wird im Dossier zwar erwähnt, aber in meinen Augen von beiden Seiten her zu wenig beleuchtet. Oftmals sind auch diese Rohranlagen überfüllt, was ein Einzug von einem 288er oder 432er Glasfaserkabel verunmöglicht. Die Mini Kabel mit 12 oder 24Fs bieten hier eine effiziente Lösung. Sie sind sehr klein im Durchmesser und können oftmals in volle Kabelkanäle eingezogen werden. Natürlich wäre dann eine P2MP Architektur die wirtschaftlichste Lösung.
Andere FTTH Erbauer gehen den Weg des P2P Netzes - jedoch erschliessen sie oftmals nur die Gebäude im Zentrum. Aussendörfer oder Höfe werden aufgrund der hohen Kosten nicht erschlossen. Diese bleiben dann auf ADSL oder VDSL mit geringer Bandbreite sitzen. Schade eigentlich! Ein flächendeckender Glasfaserausbau wäre die einzig sinnvolle Lösung. Natürlich würde es auch bei einem generellen FTTH Ausbau immer Ausnahmen geben - diese Ausnahmen im geringen prozentualen Bereich könnten mit 5G Lösungen erschlossen werden.
In der Schweiz entsteht durch den freien Glasfaserausbau aus meiner Sicht ein Flickenteppich. Jede Gemeinde kann, wenn sie die finanziellen Mittel aufbringt, ein eigenes FTTH Netz erstellen. Auch kann sie anschliessend bestimmen, wen sie zu welchen Konditionen/Verträgen auf das Netz lässt.
Weiter geht die Sache bei der Entstörung. Grössere KoPa von Swisscom haben klare Abläufe und beheben Störungen rasch. Kleinere Werke lassen die Störungen durch Subunternehmer beheben, welche teilweise wiederum Subunternehmer beauftragen. Die Nachvollziehbarkeit ist nicht immer gegeben. Der leidtragende ist schlussendlich der Kunde.
Ein gangbarer Ansatz wäre gewesen, zum Start des FTTH Ausbaus im Jahre 2008 ein nationaler Erbauer zu definieren, welcher im Anschluss auch verpflichtet ist, die Störungen innerhalb xy Stunden zu beheben. Natürlich hätte man auch definieren können, dass die Netze in die Hoheit des Staates fallen. Hier wäre dann aber wieder der staatliche Einfluss zur Diskussion gestanden. Hätte man Swisscom damit beauftragt, wären die Stimmen laut geworden, dass Swisscom ein Glasfasermonopol besitze. Anders herum hätte man auch einfach eine Glasfaservereinigung gründen können, bei welcher sich jeder interessierte Provider hätte anschliessen können. Diese Glasfaservereinigung wäre dann auch mit dem Unterhalt/Ausbau beauftragt worden. Finanziert z.b. durch den Staat und/oder durch die jeweiligen Provider.
Die Netze werden nun gebaut - ändern kann man das nicht mehr. Vielmehr würde ich begrüssen, dass P2MP Netze unter gewissen Voraussetzungen weiterhin gebaut werden dürften. Gewisse Voraussetzungen könnten beispielsweise Immobilien sein, welche fernab des Dorfzentrums liegen und bei P2P eine neue Rohranlage mit sich ziehen würden, was bei P2MP allenfalls nicht nötig wäre.
Das Thema ist extrem heiss und wird nun für einigen Wirbel und Diskussionsstoff sorgen. Ich werde die Entwicklung weiterhin sehr gespannt verfolgen. P2MP ist nicht in allen Punkten schlecht. Die Architektur weicht von den getroffenen Vereinbarungen am runden Tisch ab - Swisscom bestärkte damals den P2P Ausbau. Und genau dies ist ein Punkt, was der Öffentlichkeit bzw. den Mitbewerbern ein arger Dorn im Auge ist.
Hoffen wir, dass Swisscom trotz dieser Sackgasse weiterhin an ihren Zielen festhält und den FTTH Ausbau weiter voran treibt - vielleicht aufgrund des grösseren Aufwands und den damit verbundenen Investitionen bis 2030. Es ist auch gut möglich, dass Swisscom nun noch mehr auf Koorperationen setzen wird. Es bleibt spannend!