Ich bin zwar Quickline-Kunde und zur Zeit mit der enorm hohen Bandbreite an meinem Wohnort sehr zufrieden, beobachte die Situation des aktuellen FTTC Ausbaus von Swisscom genau. Der erste Anbieter, welcher mir eine symmetrische 100/100 oder 200/200 Leitung liefern kann, gewinnt.
Ich möchte etwas zur Diskussion beitragen und habe im Netz folgende Präsentation der Swisscom vom G.fast summit 2014 gefunden: http://uppersideconferences.net/g-fast-summit2014/presgfast2014/day_1/day_1_4_oliver_Lamparter.pdf
Die Präsentation ist in Englisch und enthält für technisch Interessierte einige interessanten Details zum geplanten Netzwerkausbau und zu den MicroCANs.
Die Roadmap sieht wie folgt aus:

Technische Details zu den Geschwindigkeiten finden sich hier:

Ich will jetzt mal nicht kezerisch sein, jedoch frage ich mich ehrlich, wie sich Swisscom die Zukunft von Kupfer ausrechnet. Zwischen microCAN/ Manhole und Endanschluss sind realistischerweise 200 Meter anzusetzen. Hier wird 280 resp. 380 Mbit/s aggregierter Speed erreicht, je nach Profil kann dies z.B 230/50 oder 180/100 bedeuten. Diese Geschwindigkeit erreiche ich im absolut besten Fall Ende 2016/ Anfangs 2017, wenn die microCANs ausgetauscht wurden. Heute erhalte ich jedoch bereits Geschwindigkeiten im Kabelnetz von 500/50 bei UPC resp. 400/40 bei Quickline. Mit DOCSIS 3.1 werden hier 10 Gbit/s/1 Gbit/s (shared) erreicht. Sprich es sind locker Profile von 1000/100 oder 1000/200 möglich. Das Argument "Shared Medium" lasse ich nur teilweise gelten, da an einem microCAN laut Präsentation 16 resp. 48 Anschlüsse hängen und jeder CAN mit 1 Glasfaser gespeist wird. Diese erreicht in der Regel 10 Gbit/s. Bei einem 180/100 wären bei 48 Anschlüssen 8.64 Gbit/s nötig. Bei einem 280/100 Profil bereits 13.4 Gbit/s. Im Kabelnetz wäre bei einem 1000/100 Profil bereits bei mehr als 10 Teilnehmern eine Überbuchung vorhanden, jedoch fast das 4 fache an Leistung im Downstream. Die Bandbreite erreiche ich jedoch überall im Kabelnetz, unabhängig von der Länge zum nächsten Verteiler.
Auf dem Weg zur Gigabit-Gesellschaft führt auch für die Swisscom nichts an einem FTTH-Anschluss vorbei. Die heute durchgeführten Ausbaumassnahmen mit FTTS und zweimaligem Wechsel des MicroCANs sind schon in wenigen Jahren obsolet. Ich finde es schade, dass heute bei Neubauprojekten nicht direkt Glasfaserkabel eingezogen werden, sondern immer noch Kupfer. Der Vorteil der HFC Netzte von Cablecom, Quickline und Co. ist die enorme Bandbreite und Reichweite dank gut geschirmter Kabel. Zudem ist lineares Fernsehen ohne Beeinflussung der Bandbreite des Internetanschlusses verfügbar. Jedoch ist und bleibt es ein störungsanfälliges Shared-Medium mit einer enormen Asymmetrie der Down- und Upstream-Channels. Das Kabelnetz hat jedoch dank Weiterentwicklungen von DOCSIS, Abschalten analoger Radiosender, Umstieg von 862 MHz auf 1.2 GHz Maximalfrequenz etc. noch viel Luft nach oben. Die Swisscom wird jedoch bereits in 5 Jahren oder weniger zum grossflächigen Ausbau von FFTH gezwungen sein, möchten Sie mit den Kabelnetzbetreibern mithalten.
Allein im Bereich des TV ist bei 4K oder gar 8K mit HDR und 50 fps mit einer Datenrate von 100 MBit/s pro Stream zu rechnen. Die Zukunft des Fernsehens ist basierend auf Apps resp. OnDemand mit interaktiven Inhalten. Lineares Fernsehen ist aus der Steinzeit und wird vorallem vom jungen Publikum immer seltener genutzt. Netflix bietet heute werbefreie hochwertige Inhalte in 4K Qualität mit Dolby 5.1. So sieht für mich die Zukunft des Fernsehens aus. Auch die Kabelnetzbetreiber werden irgendwann gänzlich auf IP TV umsteigen (müssen) um mehr Bandbreite für Daten zur Verfügung stellen zu können.