@millernet
Natürlich weiss ich, dass Du Dir den strategischen Aspekten des FTTH-Netzes Schweiz ebenfalls bewusst bist.
Was die meisten Direktbetroffenen von Einzelereignissen aber meistens übersehen ist der grundsätzliche Interessenskonflikt zwischen den rein privatwirtschaftlichen Gewinnoptimierungsinteressen einer nach einem Monopol strebenden privatwirtschaftlichen Unternehmung und dem volkswirtschaftlichen Interesse aller Unternehmen und der Gesamtbevölkerung an einer möglichst schweizweiten und zukunftsgerichteten Kommunikationsinfrastruktur.
Aktuell ist die politische Landschaft der Schweiz noch nicht soweit, die Basis-Telekommunikationsinfrastruktur der Schweiz analog den Netzen der Stromversorgung, der Wasserversorgung, der Strassen und des öffentlichen Verkehrs und der Kanalisation und Kläranlagen weitgehend als öffentliche Aufgabe des Staates anzusehen, und um dann als Konsequenz daraus nur noch die für die Endkunden wirklich relevanten Services, wie Lieferung von Telefon-, TV- und Internet-Anschlüssen dann noch dem privat organisierten freien Markt zu überlassen.
Persönlich bin ich recht optimistisch, dass dies innerhalb der nächsten 10-20 Jahren noch passieren wird, denn grundsätzlich ist die Eidgenossenschaft (also wir alle) mit 51% Aktienbesitz an der Swisscom gut aufgestellt um eine Aufteilung der Swisscom in eine CH-Netzgesellschaft mit der Aufgabe des Betriebs der Basisinfrastruktur aber ohne Zugang zu den Endkunden und einer rein privatwirtschaftlichen Rest-Swisscom als Anbieter von reinen Kundenservices (aber ohne jegliche Staatsbeteiligung), auch finanzneutral und ohne weitere Staats-Investitionen durchsetzen zu können.
Ein erster Schritt mit einem ersten Etappenziel dazu könnte sein, dass man per gesetzlicher Regulierung allen ISP-Service-Anbietern tatsächlich regulatorisch Endkunden-Zugang (= Free Access) zu allen bereits existierenden CH-Telco-Netzen verschafft und bei jedem Neubau von FTTH-Netzen bereits relativ kurzfristig von Beginn weg von jedem Netzbauer immer eine Kooperation mit einer noch zu gründenden staatlichen Swiss Cybergrid-Organisation verlangt.
Nicht die Swisscom, sondern die “Politik”, die Gesetzgebung, der Regulator und schlussendlich auch der Stimmbürger, falls es mal zu Volksabstimmungen kommen sollte, haben es also massgeblich in den eigenen Händen wie die Basis-Kommunikationsnetze der Schweiz in 10-20 Jahren denn konkret aussehen werden.
PS: Rein vom Momentum her gesehen, wäre jetzt mit der Expansion der Swisscom nach Italien und der Tatsache, dass zukünftig 50% des Unternehmensrisikos der Swisscom sowieso nicht mehr in der Schweiz, sondern im Ausland liegen, eigentlich ein sehr guter Zeitpunkt in der Politik die Aufteilungsdiskussion der Swisscom in zwei separate Gesellschaften erneut anzustossen.
Aber im Moment fehlt mir einfach noch der Glaube ins Schweizer Parlament und dessen Weitsicht in strategischen Fragen 🙂