Ich höre und lese sehr oft, bei mir ist es unmöglich oder nur schwer eine Lanverbindung zu nutzen. Teilweise müsste man durch Wände Bohren. Oder ich bin ja nur in einer Mietwohnung.
Ich möchte mit diesem Artikel euch die Ängste nehmen. Natürlich kann es sein, dass es mal nicht möglich ist, aber ich denke in den meisten Fällen ist es doch möglich.
Eine Möglichkeit ist, dass man freien Platz in Telefon-, Kabel-TV- und Stromrohren nutzt. Je nach dem kann das aber auch schwierig werden. Bei mir war das zum Beispiel unmöglich.
Deshalb musste ich bei mir eine andere Lösung finden, und auf die möchte ich hier eingehen. Ich habe bei mir Sockelleistenkanal montiert. Das heisst, die Sockelleisten aus Holz wurden demontiert und durch Sockelleistenkanal ersetzt. Das sieht fertig dann so aus:
Ich hab den bei Hornbach gekauft. Aber es gibt sicherlich auch andere Bezugsquellen. Das System ist zweiteilig (Unterteil schwarz für an die Wand und weissem Deckel) und Aktuell 20x55x2000 mm und 20x80x2000 mm erhältlich.
Ich selber habe jetzt das 20x80 System. Hier seht ihr das schwarze Unterteil. Das ist jetzt nur ein Reststück, da ich nicht unbedingt bei mir was öffnen möchte:
Das wird wie schon geschrieben an die Wand geschraubt, Es hat 3 Führungen wo man Kabel reinlegen kann. Aber wenn man etwas geschickt ist, bringt man auch mehr rein. Es kann aber fummelig werden. In folgendem Bild befinden sich
2 x Sat, 1 x 220V, 1 x Lan, 1x Flachband-LAN (das von Swisscom) und 2 x Lautsprecherkabel für die Surround Lautsprecher im Kanal:
Da wo man mit den Kabeln raus will, sägt man am besten mit einer Laubsäge eine Aussparung in den Deckel. In meinem Beispiel ist das etwas unschön, wel ich es mit einem Seitenschneider gemacht habe.
Alternativ könnte man das vielleicht auch mit einem Dremel machen.
Natürlich kann man das noch etwas schöner machen. Indem man einen kleinen Kabelkanal verwendet und sauber an den Sockelleistenkanal anschliesst. Bei mir ist das jetzt hinter dem TV Möbel versteckt, deshalb stört es mich nicht.
Da niemand sieht, was hinter dem Kanal ist, kann man da natürlich auch mit Kabeln durch die Wand gehen und im Nebenzimmer direkt wieder im Kanal verschwinden lassen. Hier mal eine Skizze:
Je nachdem wie Pingelig die Verwaltung ist, könnt ihr den Sockelleistenkanal bei einem Auszug drinn lassen. Es kann aber auch sein, dass sie darauf bestehen, dass ihr wieder die Sockelleisten montiert. Ihr könnt euch natürlich vorgängig mit der Verwaltung absprechen und euch schriftlich zusichern lassen, dass ihr das nachher so lassen könnt.
Für den Fall, dass ihr nachher wieder die Sockelleisten montieren müsst, empfehle ich euch dass ihr versucht Durchgangslöcher durch die Wand so zu Bohren, dass sie in jedem Fall auch durch die Sockelleisten verdeckt werden. Dann stopft ihr beim Auszug einfach etwas Papier rein, rührt etwas Gips an, macht das Loch zu und die Sockelleisten drauf. Alternativ zu Gips und Papier könnt ihr das Loch auch zuspachteln, zum Beispiel mit Moltofill.
Übrigens gibt es für die 80x20er ausführung auch nettes Zubehör, wie zum Beispiel Geräteträger 3xT13 (also Dreifachsteckdose für 220 Volt) oder 2xRJ45 Cat.6 Dosen.
Eine weitere Baustelle die sich bei mir bot ist, dass ich an einer Balkontür vorbei muss. Hier habe ich mich für einen Aufbodenkanal entschieden.
Die ist auch wieder zweiteilig und zwei Meter lang (passte bei mir genau) und der Untere Teil wird am Boden festgeschraubt. Kabel reingelegt und Deckel drauf. Bevor ihr jetzt anfängt zu Bohren noch ein Hinweis. Schneidet da wo ihr Bohrt, vom Teppich immer ein Stückchen raus, sonst habt ihr hinterher evt. hässliche Laufmaschen im Teppich. Wer bereit ist Geld zu investieren, lässt sich vielleicht sogar von einem Schreiner eine spezielle angepasste Kabelbrücke anfertigen.
Ein weiteres Problem das sich stellen kann ist, dass ihr mit einem Kabel bei einer Tür vorbei müsst. Das wird jetzt schon etwas schwieriger. Habt ihr unterschiedliche Bodenniveaus, könnt ihr das evt. Mit einem kleinen Kabelkanal lösen. Ansonsten müsst ihr euch überlegen, ob evt. auch hier eine Kabelbrücke eingesetzt werden könnte, oder ob ihr das Kabel mittels Kabelkanal um den Türrahmen herum verlegt.
Man kann die Tür natürlich auch umgehen, indem man zum Beispiel Kabelkanal an der Wand unter der Decke montiert. Das ist dann aber definitiv nicht jedermanns Sache. Da dies dann schon sehr auffällig ist.
Anmerkung:
Das sind jetzt einfach mal ein paar Inputs. Es ist natürlich auch Geschmacksache ob einem der Sockelkanal gefällt.
Ich selber hatte das Glück dass ich auch eine Bohrmaschine Ausleihen konnte mit 23mm Bohrer. So konnte ich fixfertige Kabel verlegen und musste keine Stecker selber montieren.
Noch 2-3 Dinge, die aus Netzwerksicht beim Eigenbau der Hausverkabelung beachtet werden sollten: 😊
Splitter
Falls du mehrere Geräte an deinem Kabel nutzen möchtest, benötigst du einen Netzwerkswitch. Splitter wie oben abgebildet funktionieren in diesem Anwendungsfall nicht.
Switches
Grundsätzlich ist ein Gigabit Ethernet Switch (1000BASE-T) empfehlenswert. Wenn du Swisscom-TV über den Switch nutzen möchtest, achte darauf, dass dieser IGMP-Snooping unterstützt. Ggf. muss dieses manuell aktiviert werden.
Tipp: Wenn du eine Swisscom WLAN-Box als Switch verwendest, kannst du damit auch gleichzeitig noch dein WLAN erweitern! (Falls das Kabel in einen anderen Bereich des Hauses/einen anderen Raum führt, wo die Abdeckung schlecht ist, zwei sehr nah platzierte WLAN APs bringen keinen Vorteil + können sich gegenseitig stören.)
Maximale Kabellänge
Die maximale Länge eines Kabels darf maximal 100 Meter betragen. Während wohl 99.9% aller Leute diesem Limit nie begegnen werden, kannst du diese Limitation umgehen, indem du zwischen zwei z.B. 80m lange Kabel einen Switch setzt.
