Hoi @PatrickS.
Ich kann und will hier nicht auf alle Punkte eingehen die da gekommen sind oder noch kommen werden. Macht in einem Swisscom Forum vermutlich auch wenig Sinn und die Themen sind komplex. Dein Post eignet sich aber gut um auch eine andere Sicht darzustellen weil er doch einige überlegte Punkte bringt.
Wie gesagt, eine Sicht. Weder deine noch meine noch eine andere Sicht ist bis dato rechtlich anerkannt worden, dass wird ja erst untersucht.
In der Tat wird vom ursprünglichen Gedanken der wettbewerbsfähigen Glasfaser abgewichen. Dennoch besteht meiner Meinung nach auch für Marktbegleiter (Sunrise, green etc) die Möglichkeit, das P2MP Netz zu nutzen. Man korrigiere mich. Dann bezieht der ISP das XGS PON Signal von Swisscom und kann keine eigenen optischen Signale bzw. FAN nutzen. Somit sind die Anbieter in P2MP Gebieten von Swisscom abhängig. Das mag nicht optimal sein, dennoch können die Anbieter dem Endkunden zeitgemässe Bandbreiten basierend auf der XGS PON Technologie anbieten. Die Preisgestaltung der Abos bzw. Die daraus resultierenden Gewinne könnten durchaus geschmälert werden. Aber auch hier kenne ich die Konditionen nicht im Detail!
Das ist so. Wie bei Kupfer kann man auch bei Glasfaser die Dienste von Swisscom Wholesale nutzen. Das setzt wieder voraus das man dies über Komponenten, Systeme und Technologien, die Swisscom vorgibt, realisiert.
Genau das wollte man bei der Vision verhindern. Ein Status Quo wie man ihn jetzt in den Kupfer(hybrid)netzen hat.
Das hat auch viele Jahre gut funktioniert indem man den Netzausbau gemeinsam mit Kooperationen realisiert hat. Viele der heute aktiven Glasfasernetze sind P2P gebaut.
Die angesprochene Preisgestaltung wird übrigens auch immer wieder mal angeschaut. Diese sind teilweise seltsam ausgeprägt. So ist es mitunter teilweise günstiger man nutzt das BBCS Anbot als das man die dunkle Faser mietet. Auch wurde Swisscom bereits schon verklagt weil sie zu hohe Preise für die Vermietung von ADSL verlangte. Richtig gelesen ADSL. Die Mühlen mahlen langsam.
Es besteht also aus Providersicht berechtigtes Interesse eigene Technologien einsetzen zu können.
Was bei mir Unverständnis auslöst ist die Tatsache, dass der intervenierende Provider kaum etwas in den Ausbau der FTTH Netze finanziell beiträgt und auch nichts dafür unternimmt, um diesen Ausbau in ländlichen Gebieten voranzutreiben. Vielmehr kritisiert man investierende Unternehmen und betitelt sie der Monopolstellung. Sich in ein fertiges Nest zu setzen ist natürlich sehr bequem und angenehm.
Vielmehr sollte man den Ausbau von Swisscom positiv sehen: Dank tieferen Investitionen können mehr Gebiete ans FTTH Netz angeschlossen werden und somit kommen auch etwas ländlichere Gebiete in den Genuss von XGS PON.
Das ist ein Argument das immer wieder genannt wird, inkl Nesthocker usw.
Das ein Glasfaserausbau bzw Netzbau überhaupt viel Geld kostet ist unbestritten. So können es also nur wenige Firmen in der Schweiz überhaupt angehen wie Swisscom und die Werke in den Gemeinden.
Was aber beim Netzbau auch dazu gehört ist nicht nur das reine Kabel sondern auch die Schächte und Trasse/Rohre die vorhanden sind.
Jetzt kann man natürlich jeden Provider der sich irgendwie an diesen Kabel, Schächten, und Diensten bedient als Nesthocker sehen. Nur vergisst man in dieser einfachen Sichtweise das Swisscom selber der grösste Nesthocker aller ist.
Mit der Liberalisierung und Übergabe der Netze 1998 von der PTT zur Swisscom ist eben genau das geschehen. Swisscom hat sich in das Nest der PTT gesetzt.
Das ist auch der Grund warum bis heute Swisscom ihre Dienste anderen Teilnehmer im Markt zur Verfügung stellen muss. Das geht nicht anders. Sie sind im Besitz der Infrastruktur. Es macht keinen Sinn das an allen Ecken und Enden Private neue Infrastrukturen erstellen. Das ist weder finanziell noch logistisch wie auch bautechnisch möglich.
Das hat man auch in der Politik gemerkt und hat Swisscom einige Jahre später verpflichtet das andere Provider diese Dienste und Netze auch nutzen können.
Das ist der Grund. Einfachstes Nesthocken gibt es nicht. Die Alternative wäre Swisscom zu spalten und den Fehler von 1998 so zu korrigieren.
Heute haben wir verschiedene Netzbetreiber und die Abläufe bei einer allfälligen Störung sind so unterschiedlich wie die Netzbetreiber. Nicht überall ist das Netz zu gleichen Teilen erbaut. Dann gibts auch noch die LandLord Lösungen usw. Ich habe es schon oft erlebt, dass gerade bei LandLord BEP die Faserfarben nicht korrekt nach Vorgaben gespleisst wurden oder die Inhousefasern mit gelb/blau gespleisst wurden. Mal nur 1 Plug gespleisst, dann 2 oder Plug 3&4.
Was die Wettbewerbsfähigkeit betrifft: gewisse FTTH Betreiber haben Swisscom überdies den Zugang zum Netz verwehrt. Was die genauen Gründe hierfür sind kann und will ich nicht nennen. Ich könnte mir aber vorstellen, dass gewisse FTTH Betreiber zu hohes Entgeld für die Fasernutzung verlangten worauf Swisscom verständlicherweise nicht eingeht.
Meines Wissens hat Swisscom in solchen Fällen nie den Rechtsweg beschritten.
Hier interessant ist das die Anklägerin die diesen Fall nun ins Rollen gebracht hat an vielen Standorten sich auch eben mit solchen Gemeinde- Privatnetzen arrangieren kann. Andere Provider machen das auch wie Salt. Es ist also erstaunlich das man annimmt der Swisscom würde da extra Endgeld gegenüber den anderen verlangt werden. Wäre das so, könnte sie sich ja beschweren.
P2MP ist kostengünstiger und Dank bereits vorhandenem FTTS im Endeffekt tatsächlich rascher realisierbar als wenn man direkt mit dem P2P Modell in die Wohnungen gefahren wäre. Ich hoffe nun, dass sich die Richter der Thematik seriös annehmen und nicht einfach aufgrund des "fehlenden Wettbewerbs" gegen das P2MP Netz und den damit verbundenen Anstrengungen von Swisscom entscheidet. Vielmehr sollte die Schweiz den Ausbau fördern und vielleicht auch das P2MP Netz zukünftig akzeptieren. Die Entwicklungen der P2MP Architektur sind längst noch nicht fertig - ich bin auf jeden Fall optimistisch!
Was zu beweisen wäre. Der Netzausbau hat jetzt viele Jahre in Kooperation hervorragend funktioniert. Der überragend mehrheitliche Teil der heute aktiven FTTH Netze wurde so erstellt. Also auch sehr sehr viele der Nutzer die heute 10 Gbps XGS PON nutzen, bekommen ihr Licht über die P2P Infrastruktur. Salt die 2017 als erste mit dieser Technologie gekommen sind nutzen eben solche Netze und haben ihren Splitter in den Zentralen. -> Marktwirtschaft, Technologiediversität sind so möglich.
Ich verstehe das nun einige die das Gefühl haben das ihre FTTS oder FTTB in den nächsten Monaten auf FTTH umgebaut werden sollte, nicht sehr froh über den Aufschub der Weko sind. An dieser Stelle sei gesagt. Seit ihr sicher das ihr innert 5 Jahren FTTH bekommen hättet? Es ist mir kein konkretes Projekt bekannt wo eine FTTS oder FTTB Installation tatsächlich schon heute in grosser Stückzahl auf FTTH umgebaut worden wäre.
Und falls ja, wo außer der Verhinderung des Wettbewerbes legt der Unterschied grössere Feeder Kabel von den Zentralen her zu ziehen als man es vor hatte? Der Mehrpreis ist nur marginal und dauert keine Sekunde länger und kommt allen Schweizern im Sinne des Wettbewerbes und Technologiehaltbarkeit für längere Zeit als 50 Jahre zu gute.
So ich habe fertig.
Zum Glück muss ich das nicht mit euch entscheiden und diskutieren. Das kann die Weko nun mit Richtern und Techniker, die das alles besser verstehen (und dafür Geld bekommen), aushandeln.
Es ist nicht einfach alles nur schwarz oder weiss.
Im Sinne aller Schweizer Bürger und aller Provider bedanke ich mich bei Fredy.
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