• Geschlossen

Netflix Probleme - Swisscom Backbone überlastet

DigitalDude2015
Level 3
81 von 607

@eremit schrieb:

@DigitalDude2015 am PC kann man manchmal das CDN wechseln mit Ctrl-Alt-Shift-S, schon versucht?


Vielen Dank für den Tipp, davon wusste ich nichts. Tatsächlich: Ein Wechsel des CDN hat geholfen!!

 

Gibt es auch eine Möglichkeit, so eine Einstellung beim Apple TV vorzunehmen? Normalerweise gucken wir darüber Netflix.

doom2
Level 4
82 von 607
@Anonym: Niemand sagt ihr blockt Netflix.
Aber fragen wir mal umgekehrt - das Problem ist seit längerer Zeit bekannt. Was ist den genau die Sicht Swisscom? Und wir haben hier im Forum einige die etwas von Technik verstehen, also bitte keine Marketingplatitüden.
Bei UPC heist es mittlerweile es sei ein Peering Problem.

Dasselbe Verhalten gab es bei den grossen US Pvodiern ebenfalls, und genau gleich wie hier waren es Anbieter welche ein Konkurrenzangebot zu Netflix im eigenen Angebot haben - Netflix ist die grösse Konkurrenz zu Play. Netflix ist auch der grösste Streaming Anbieter weltweit und vermutlich auch der Anbieter mit den moisten Schweizer Kunden. Ergo warden dort Probleme am ehsten aufpoppen.. Und wie war das schon wieder mit Zattoo? Da wurde vor Gericht zweimal gegen Swisscom entschieden...

Quickline hatte früher auf der Support Seite eine Traffic map - da konnte man sehen worauf wieviel Traffic läuft. Das wäre doch was - trifft euch wirklich keine Schuld, dann zeigt uns in real-time wo wieviel durchgeht. Und gibt es zu Spitzenzeiten keine externen Links mit extreme hoher Auslastung, ist das glaubwürdiger als das Wiederkäuen des Wischi Waschi Codex.
Tux0ne
Level 9
83 von 607

Ich warte eigentlich auch noch auf eine kompetente Antwort seitens Swisscom.

Bei 19'000 Mitarbeitern wird sich sicher einer finden, welcher dazu in der Lage ist.

 

Die 2 bisherigen Antworten von Swisscom hier in diesem Thread zählen, sorry, nicht zur Kategorie kompetent.

 

Jeder ist beim Provider den er verdient
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Anonym
84 von 607

@DigitalDude2015 @fiergna

 

Endlich mal intelliegente Köpfe, die auf dem richtigen Weg sind.

Tux0ne
Level 9
85 von 607

Das Internet funktioniert im Grundsatz ja so, dass die Pakete den bessten Weg nehmen sollten. Der beste Weg wird heutzutage leider auch vom Preis bestimmt. Der kürzeste oder schnellste Weg ist also aus Anbieter und Providersicht nicht immer der Beste. Wer leidet, ist schlussendlich der Kunde.

 

Ich möchte jetzt die Funktion des Internets nicht im Detail erklären, dies würde den Rahmen hier sprengen und ich würde es auch wieder viel zu kompliziert erklären. Und wie mir ja gesagt wurde, würde dies ja sowieso nur meiner Fantasie in meiner eigenen Welt entsprechen. Vermutlich bin ich dafür auch schlicht zu wenig intelligent. Zugegeben, ich bin nicht der Cleverste.

Darum lasse ich diesen Artikel hier für sich sprechen. Ich möchte init7 nicht beweihräuchern, ich mache mit Swisscom mehr Umsatz. Trotzdem teile ich diese Ansichten wie auch andere Gesellschaften welche ich in diesem Thread beim Thema Netzneutralität schon genannt habe.

https://www.fiber7.ch/de/fiber7-news/wenn-netflix-stottert/

Bitte lesen...

 

Fakt ist, dass Swisscom kein direktes peering mit Netflix betreibt, obwohl dies zB. bei SwissIX möglich wäre. Also direkt in der Schweiz also ziemlich nahe bei euren Kunden. Kunden wie ich, welche euch Premiumpreise für einen Internet Service bezahlen. Nicht weil ich Swisscom möchte. Ich möchte Dinge Google und Netflix.

Das Netflix viele Daten sendet und wenige empfängt ist bekannt. Daher gibt dieser Anbieter 2 Möglichkeiten.

1. direktes peering

2. Cache Server

 

Swisscom nutzt leider beides nicht. Die Peering Policy ist öffentlich bekannt. Daraus folgt, Swisscom möchte von Netflix Geld sehen. Geld welches sie von Netflix nicht bekommen haben und daher wurde kein Peering-Vertrag realisiert.

 

Jetzt kann man doch den Fehler nicht beim Routing von Netflix suchen, da ihnen das offene Peering verweigert wurde. Die Paktete nehmen damit den günstigsten Weg.

Da Swisscom zB. ein Peering mit Level3 hat welche wiederum ein Peering mit Netflix haben bzw. auch einen Teil des CDN betreiben, hat Swisscom gar keinen Einfluss von wo die Daten jetzt kommen. Dies wird dann grundsätzlich von Level3 und anderen bestimmt. Im Optimalfall ist das in diesem Beispiel in Frankfurt. Kann aber auch von US. am A kommen.

Dessen sind sich Anbieter wie Netflix auch bewusst, daher möchten sie ja so nahe zum Kunden wie nur möglich.

 

Wie kann man da also sagen, man biete mehr als genügend Kapazitäten?

Mit solchen Sprüchen kann man auffahren, wenn man ein direktes Peering realisiert hat. Alles andere ist einfach Geschwätz. Und ja, es ist klar dass es sich hier um ein Problem der Kohle handelt. Aus meiner wie auch der Sicht vieler Anbieter im Internet ist das aber falsch. Setzt natürlich voraus, dass man Internet ein wenig versteht und nicht hinter jedem Penny den goldenen Topf vermutet.

(Da hat auch Level3 einen mehr oder weniger lustigen Artikel darüber geschrieben EN: http://blog.level3.com/open-internet/heads-isps-win-tails-you-lose/ )

 

Das man auch offenes Peering betreiben kann beweisen Anbieter wie init7 und green.ch.

Init7 hat die Cache Server in ihrem Netz und green ein offenes Peering zu init7.

Damit können die Kunden von green auf die Server innerhalb der Schweiz zugreifen. Würe jetzt green.ch eine Policy betreiben wie die Swisscom, so würde der Fredy Künzler verlumpen. Und zwar für Traffic welchen Kunden von green anfordern, für einen Service welcher er anbietet.

 

Es ist ein Hehne und Ei Problem. Aber ich stehe im Grundsatz für ein offenes Internet. So wurde das Internet gross und so soll es auch bleiben. Verträge from Hell sind einfach schlecht fürs Image wenn man dies verständlch macht. Würde ich mir mal überlegen...

Jeder ist beim Provider den er verdient
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sirupflex
Level 3
86 von 607
Tja bin ich froh, dass ich nicht die einzige dumme Dumpfbacke bin hier. Ist mir auch noch nie passiert, dass ich als zahlender Kunde von meinem Dienstleister indirekt so bezeichnet wurde. Aber ein Master of Computer Science im Bereich Netzwerk-Kommunikation und 10 Jahre Erfahrung als Network Engineer in einem globalen Unternehmen reichen natürlich halt nicht aus, um gegen Swisscom-Mitarbeiter GuidoT anzukommen, das ist mir schon klar.

Harte Fakten wurden von uns Dumpfbacken ja bis zum Umfallen genannt. Deshalb erspare ich mir weitere Wiederholungen. Bleibt einfach die unumstössliche Tatsache, dass die Swisscom nachweislich nichts, aber auch wirklich gar nichts unternimmt, um ihren Kunden einen besseren Netflix Service bieten zu können, ja bez. Peering offensichtlich nichts unternimmt, um überhaupt nur schon wenigstens bessere Grundvoraussetzungen für den Netflix Traffic zu schaffen. Diese bewusste Ignoranz ist die bereits angesprochene passive Diskriminierung von Konkurrenten und in meinen Augen eine klare Verletzung der Netz-Neutralität. Ein Gegenargument hierzu konnte die Swisscom bis anhin nicht liefern. Man zeigt lediglich passiv und gelangweilt mit dem Finger in Richtung Netflix.
Anonym
87 von 607

Ich habe niemanden irgendwie, auch nicht indirekt, beleidigt. Im Gegenteil, ich habe zwei gelobt, weil sie auf dem richtigen Weg sind. Wie gesagt, ich kann den Frust verstehen.

Nochmal, jedes Datenpaket von jedem Anbieter kommt sehr schnell zu uns. Es gibt mit KEINEM anderen Anbieter Probleme.

Tuxone hat ja den Link zu dem Marketingreport von Netflix verlinkt. Dort kann man ja sehen, dass es monatelang ging und plötzlich rutschen ausgerechnet UPC und Swisscom parallel nach unten ....

 

sirupflex
Level 3
88 von 607
Sorry aber jetzt wird es langsam wirklich etwas schwierig mit deiner Argumentation. Es ging überhaupt nicht monatelang gut, diese Probleme bestehen bei der Swisscom schon seit vielen Monaten, nicht erst seit dem letzten offensichtlichen Taucher. Die Swisscom ist seit jeher am unteren Spektrum dieses "Markeringreports" und hat seit jeher Probleme. Die oberen ISPs, die alle keine Probleme haben, sind dort oben konstant und mit sehr stabilen Werten. Somit ist in diesem "Marketingreport" deutlich mehr Wahrheit abgebildet als in jedem bisherigen Swisscom Statement zu diesem Thema.

Ich verstehe auch nicht, was dein verzweifelter Hinweis soll, dass man mit keinem anderen Anbieter ein Traffic Problem habe. Ja natürlich nicht, hat ja auch niemand behauptet und es tut überaupt nichts zur Sache, noch ist das irgend eine sachliche Aussage über das faktisch bestehende Problem. Man hat ja bereits bei Zattoo gesehen, dass die Swisscom über die Leichen der Konkurrenz geht. Zudem ist dein Hinweis lediglich ein Ausweichen der aufgeworfenen Fragen, von welchen du auch in deinem dritten Posting noch keine einzige beantwortet hast.
daffy2
Level 5
89 von 607

Ganz ehrlich, Leute, der Umgangston hier in diesem Thread gefällt mir nicht. Bei mehreren Parteien.

 

Trotzdem bin ich auf der Sachebene neugierig:

 

Was könnten denn die Gründe sein, dass (laut Netflix Performance-Report) seit grob Mitte 2015 die Performance bei upc cablecom und Swisscom strukturell stark fällt?

 

Und warum gehen die anderen schweizer Provider auch ein wenig runter in der Performance?

 

(Ich mag auch nicht über den Netflix Performance-Report als solches reden - die Zahlen dort sind so hochaggregiert und so unterspezifiziert dass sie möglicerweise ganz grob irgendeine Kundenrealität abbilden, aber keine root cause analysis erlauben)

weissertiger2
Level 3
90 von 607

@Anonym schrieb:

jedes Datenpaket von jedem Anbieter kommt sehr schnell zu uns.

 


Anscheinend nicht, sonst gäbe es keine Probleme mit Netflix. Zudem kann über New York gerouteter Traffic gar nicht schnell sein, zumindest nicht bezahlbar.


@Anonym schrieb:

Es gibt mit KEINEM anderen Anbieter Probleme.

 


Und... das beweist nun was genau?


@Anonym schrieb:

und plötzlich rutschen ausgerechnet UPC und Swisscom parallel nach unten ....

 


Richtig. Und welche Punkte haben beide Unternehmen (Liberty Global & Swisscom) gemeinsam?

 

  • Kein direktes Peering mit Netflix (im Normalfall Branchenüblich)
  • Kein Netflix OpenConnect Cache Server (braucht es nicht, wenn Peering stimmen würde)

Und sag mir nicht, Neflix würde ein Peering verhindern.

weissertiger2
Level 3
91 von 607

@daffy2 schrieb:

Ganz ehrlich, Leute, der Umgangston hier in diesem Thread gefällt mir nicht. Bei mehreren Parteien.


Manchmal braucht es einen harschen ton. 🙂


@daffy2 schrieb:

Was könnten denn die Gründe sein, dass (laut Netflix Performance-Report) seit grob Mitte 2015 die Performance bei upc cablecom und Swisscom strukturell stark fällt?


Fakt ist:

 

  • Momentan werden Filme von New York aus in das Swisscom Netz gestreamt. Das sieht man an den Video-Details (in Netflix) bzw. an den IP-Adressen und den dazugehörigen Traceroutes. Diese feststellungen sind selbstvertändlich nur momment-aufnahmen, und können ändern. Je nach Film, Zeit oder auslastung werden die Filme von einem anderen Standort her gestreamt.
  • Je näher der (Cache)Server umso besser läuft der Steam. Swisscom könnte nun direkt mit Netflix peeren, sprich eine Leitung zusammenlegen. Netflix bietet das Gratis an, Swisscom muss nur mitmachen wollen.

 

Unklar ist:

 

  • Möchte Swisscom nicht mitmachen (einfach nur stur), oder liegt das Problem tatsächlich bei Netflix?
  • Wenn das Problem bei Netflix liegen würde: Weshalb?

 

(Momentan gehe ich davon aus, dass das Problem bei Swisscom liegt. Alleine schon deswegen weil Swisscom keine technische erklährung liefern kann. Zudem hat Netflix eine Interesse an einem Peering)

frenchman
Level 3
92 von 607

das ist eben das Problem in der Schweiz. Swisscom hat das Infrastruktur Monopol und ist gleichzeitig auch Inhalte Anbieter. Deshalb ist es ja auch logisch, dass SC nicht daran interessiert ist, dass ihre Kunden Netflix störungsfrei empfangen können.

 

Genau aus diesem Grund bin ich immer noch Swisscom Kunde, weil ich nur dort Live Sport von Teleclub per per pay per view erhalte. (mein Sohn ist Eishockey Fan). Für normales TV ist mir sonst die Qualität zu schlecht, diese ist über SAT um Welten besser. Das kann man bei den Uebertragungsraten locker überprüfen.

 

Aber langsam ist mir persönlich dieses Sport Monopol nicht mehr genug, wenn ich so mit anderen Anbietern vergleiche. Und über kurz oder lang kommt SC sowieso nicht darum ihr Swisscom TV als App für Apple TV und andere Plattformen anzubieten. So gesehen wird der Markt über kurz oder lang spielen.

 

 

doom2
Level 4
93 von 607
@weissertieger2: einen Punkt hast du vergessen:
Beide haben in Angebot dass in direkter Konkurrenz zu Netflix steht.

@frenchmen: Das mit dem Sport wird noch bis zum Bundesgerichtsurteil so bleiben. Bin s dahin wird sich Swisscom hüten dieses Alleinstellungsmerkmal aufzugeben. Da gäbe es viele die würden noch heute die Kündigung abschicken wenn man das ganze Teleclub Program inkl. Live Events auch woanders bekommen könnte. Die teuren Bundle Preise wären ebenso am Ende.
frenchman
Level 3
94 von 607

@doom2

 

da gebe ich Dir recht, bis es soweit ist, wird es sicher noch eine Weile dauern. Dann aber bricht ein Tsunami über Swisscom.

 

Und ich verstehe SC in diesem Punkt auch, schliesslich haben sie mit TC zusammen dieses Angebot aufgebaut. Aber heute ist es natürlich Fakt, dass viele Leute genau wegen diesem Punkt den Anbieter nicht wechseln. Mein Junior wird auf jeden Fall keine Freude haben, wenn ich wirklich zu green wechsle. Doch wenigstens funktioniert dann Netflix. Am Sonntag Abend hatte ich wieder zwischen 288 und 480, dies ist natürlich kein Zustand.

 

Und so nebenbei habe ich bemerkt, dass green offiziel Fritzbox rausgibt, oder wenn man schon eine besitzt bekommt man die SIP Daten ohne grosses Theater. Das alles bringt mich natürlich schon zum grübeln, vor allem wenn ich für CHF 300 weniger pro Jahr 5x mehr download und 2.5x mehr upload bekomme. Aber allerdings kein Live Sport pay per view. Vielleicht schenke ich meinem Junior zum Trost ein NHL Abo auf dem Apple TV, kostet auch nicht die Welt

Thirith
Level 2
95 von 607

Ehrlich gesagt verstehe ich die Details nicht ganz, da ich mich technisch wenig bis gar nicht auskenne, was den Aufbau des Internets, Streaming und Netflix angeht. Es nervt aber auf jeden Fall, wenn Doctor Who bei uns in etwa so aussieht, wie auf VHS aufgenommene Sendungen vor 25 Jahren.

 

Für tendenziell ignorante Normalos wie mich: was können wir machen, ausser den Provider wechseln? Grundsätzlich sind wir mit Swisscom zufrieden, und Netflix alleine ist für mich noch nicht Grund genug, zu einem anderen Provider zu wechseln. Trotzdem möchte ich natürlich, dass sich die Situation verbessert. Ich habe bei Twitter einen Kommentar an Swisscom geschickt, aber was habe ich sonst noch für Optionen? (Ich benutze Netflix auf der PS4, also würde der Ctrl-Alt-Shift-S-Trick nicht funktionieren.)

Systemlord
Level 2
96 von 607

Die Antworten von @Anonym und @SamuelD zeigen doch klar die angespannte Situation der Provider.

 

Noch schlimmer sieht es bei UPC aus: wenn man die Graphen von DE (KabelBW), AT (UPC) und CH (UPC-Cablecom) übereinander legt, sieht man wie der ganze Netflix Traffic zum AS6830 (Liberty Global) zusammenbricht.

 

In den nächsten Wochen/Monaten wird sicher etwas passieren - die Frage ist nur, wer das Ganze länger aussitzt (kann oder will).

 

Technisch sollte inzwischen allen klar sein, dass das Problem auf überlastete Peerings zurückzuführen ist, die wegen der Ratio nicht ausgebaut werden. Somit kommt das Netflix-Paket nur über langsame Umwege beim Endkunden an.

 

Das SC & UPC lieber ihre eigenen Dienste verkaufen wollen lehrt uns ja die BWL.

sirupflex
Level 3
97 von 607

@daffy2: Ich kann dir gerne den "root cause" erklären:

 

Die Swisscom hat in der Schweiz ihre eigene physikalische Netzwerk-Infrastruktur. Darüber sind alle CH Kunden angeschlossen und verbunden. Dieser Teil ist auch nicht das Problem, denn der ist sicherlich angemessen ausgebaut und wird keine nennenswerten Engpässe haben. Nur ist das Swisscom Netz ja nicht "das Internet". Um die weltweiten Resourcen / Services / Webseiten aus "dem Internet" ihren Kunden zur Verfügung zu stellen, muss sie sich, vereinfacht gesagt, an Transit-Netze anbinden, welche wiederum direkt oder über andere Transit-Netze die lokalen Netzwerke von Datacenters der Content-Provider anbinden (d.h. dort, wo der Webserver steht, auf den du zugreifen möchtest, oder eben auch die Netflix Servers mit den Videos, etc.). So ein Transit-Netz Betreiber ermöglicht der Swisscom dann zum Beispiel eine Anbindung ihres CH-Netzes durch Europa nach z.B. Holland, wo wiederum Seekabel zur USA zur Verfügung stehen, usw. (wer sich für Seekabel interessiert: http://www.submarinecablemap.com/).

 

Ein Transit-Netz Betreiber hat z.B. Endpunkte seiner Netzwerke in ausgesuchten "Internet Exchange Points" (Karte: http://www.internetexchangemap.com). Einer davon ist z.B. in Zürich. Die Swisscom muss nun also eine physikalische Anbindung an diesen IXP haben und dort einen Anschluss mieten (z.B. ein 10GBit/s Interface für xy CHF pro Monat). Damit fliesst aber noch kein Internet-Traffic per se. Als nächstes muss die Swisscom einen Peering-Vertrag mit einem anderen ISP oder Transit-Netz Betreiber abschliessen (Peering, Transit, etc. ist eigentlich nicht dasselbe, aber bleiben wir bei der einfachen Version). Dabei einigt man sich auf ein geschätztes Datenvolumen pro Monat. Je nach Situation (beide senden / erhalten etwa gleich viele Daten) geht das unter Umständen kostenfrei, da beide in gleichem Masse profitieren (bei reinem "Transit" kostet es aber). Wenn einer deutlich mehr Daten des anderen abwickeln muss, muss beim Peering oft bezahlt werden. Swisscom hat dabei offenbar eine extrem aggressive Policy von 2:1, d.h. wer mehr als im 2:1 Verhältnis Datenvolumen an die Swisscom sendet, der muss bezahlen, um nicht als Kunde 2.Klasse behandelt zu werden. Dies steht im direkten Widerspruch zur vielzitierten Netz-Neutralität, welches das Fundament des Internet darstellt und eigentlich jedem Datenpaket die gleiche Chance auf fairen Weitertransport im Internet sicherstellen sollte.

 

Also, die Swisscom unterhält nun diverse Peering-Abkommen mit unterschiedlichen anderen ISPs / Transit-Netz Betreibern, um eine zuverlässige und vollständige Anbindung an "das Internet" zu haben. "Peering" bedeutet, dass man Zugang zum "Autonomous System" (AS) des (z.B. Transit-)Netz Betreibers hat, welches eine eindeutige ASnnnn Bezeichnung hat. Ein AS ist, wiederum sehr vereinfacht gesagt, ein logisches Netzwerk, welches sich über eine regionale, kontinentale oder globale physikalische Netzwerk-Struktur legt. "Zugang zum AS" bedeutet, dass man die Erlaubnis hat, seinen Datenverkehr durch dieses logische Netzwerk zu schleusen (zu "routen"), welches unter der Kontrolle des jeweiligen Inhabers / Betreibers ist, mit welchem man eben das Peering-Abkommen geschlossen hat.

 

Soweit so gut. Nun kommt ein Service-Betreiber wie Netflix, der naturgemäss grosse Datenmengen generiert (die Video-Streams zu den Swisscom-Kunden). Das passt der Swisscom natürlich gar nicht, denn damit wird ihre restriktive 2:1 Peering Policy unterwandert. Deshalb sagt die Swisscom, na bezahl du uns bitte viel Geld für deinen Traffic, sonst werden wir ihn in unserem Peering nicht angemessen berücksichtigen. Dies sagt die Swisscom natürlich nicht offiziell, denn es wäre eine weitere Verletzung der Netz-Neutralität. Zudem würde sich die Swisscom den Datenverkehr so frecherweise gerade doppelt bezahlen lassen, denn es bezahlen ja bereits ihre Kunden (du und ich) monatlich dafür, dass wir über die Swisscom Zugang zum Internet haben und Datenverkehr (wie z.B. Netflix Video-Streams) generieren dürfen. Netflix selbst wäre auch nicht bereit, für den Datenverkehr zu bezahlen, denn erstens wäre das das globale Ende der Internet Netz-Neutralität, zweitens wäre ein Video Streaming Service unter solchen Bedingungen gar nicht mehr möglich.

 

So stehen wir nun also da. Die Swisscom weigert sich, ein sinnvolles Peering für Netflix Traffic zu erstellen. Was ist die Folge? Spätestens zu Stosszeiten werden die Netflix Streams als Verkehr 2.Klasse behandelt, d.h. sie werden halt gerade über den Peering Punkt geleitet, der für die Swisscom am passendsten ist. Das kann dann zur Folge haben, dass der "Endpunkt" dieses Peerings Datenverkehrs-mässig plötzlich näher an den USA liegt als an Europa. Somit bekommst du von Netflix deinen Video-Stream plötzlich aus den USA anstatt von einem näherliegenden Netflix Server in Europa. Damit bricht dann auch die Datenrate ein und somit die Bildqualität, und dein Stream schaltet runter von 1080HD auf 480SD oder noch tiefer. Netflix hat ihre Inhalte weltweit in verschiedenen Datacenters verteilt, um damit möglichst nahe beim Kunden zu sein, was wiederum eine hohe Streaming-Qualität sicherstellen sollte. Wenn dich die Swisscom über ein schlechtes Peering aber ins "Nirvana" schickt, bekommst du halt auch den Netflix Stream aus dem "Nirvana". Beim normalen Internet Surfen ist das weniger problematisch und kaum spürbar. Bei Video-Streams ist es aber fatal.

 

Welche Möglichkeiten hätte die Swisscom nun? Ganz einfach:

  • Entweder man sorgt für die entsprechenden Kapazitäten an den bestehenden Peering Points und sorgt dafür, dass auch der Netflix Verkehr dorthin geroutet wird, wo's geografisch Sinn macht
  • Oder man erstellt ein Peering mit Netflix direkt (https://openconnect.netflix.com/)! Netflix hat sein eigenes weltweites AS (AS2906) und kann den Verkehr der darüber angebundenen ISPs kontrolliert jeweils selbst an ihre naheliegensten Content Server leiten, um eine gute Streaming-Qualität sicherzustellen. Das wäre für die Swisscom gratis und würde lediglich ein paar Minuten Konfigurations-Arbeit in ihrem Netzwerk benötigen, und die allermeisten unserer Sorgen wären per sofort gelöst. Die Liste der ISPs, welche sich an das Netflix AS2906 angebunden haben, ist öffentlich zugänglich. Die Swisscom ist nicht dabei!
  • Und als "extremste" aber im Prinzip für beide Seiten (Netflix / Swisscom) effiziente Lösung könnte sich die Swisscom ein komplettes Set von Netflix Content Servern ins eigene Datacenter stellen lassen. Diese Server würden von Netflix geliefert, bezahlt und unterhalten, die Swisscom müsste lediglich den Platz im Datacenter und die Strom/Kühlungskosten bezahlen (d.h. Peanuts, sozusagen gratis). Damit hätten sich alle "Peering-Probleme" erst recht gelöst, weil die Swisscom Kunden den Netflix Content direkt aus dem Swisscom-Netz erhalten würden und die Swisscom keinen zusätzlichen Datenverkehr über ihre Peering-Points hätte. Init7/ImproWare nutzen dies so und sind deshalb stets zuoberst im Netflix Report, und die Kunden von Init7/Improware kennen auch all die Probleme nicht, über die wir hier reden

Was heisst das nun? Tja, die Lösung wäre ganz einfach und gratis, und schnell und schmerzlos verfügbar. Die Swisscom müsste nur wollen. Wollen sie aber nicht. Die amüsieren sich nur über diese Probleme und nutzen ihre Passivität, um einen Konkurrenten direkt zu diskriminieren, die Netz-Neutralität de facto zu verletzen und gleichzeitig noch ihre eigenen zahlenden Kunden für dumm zu verkaufen.

 

Als Netflix in den USA aufkam, haben sich die lokalen ISPs dort zuerst ebenso verhalten. Nur wurde Netflix eines Tages so populär, dass es sich die ISPs nicht mehr erlauben konnten, einen schlechten Netflix Service anzubieten, denn die Leute wären ihnen reihenweise davon gelaufen. In der Schweiz wird dieses Spiel nun wiederholt und da Netflix noch nicht so populär ist, funktioniert es noch. Das wird sich aber ändern, wenn sich Netflix einmal etabliert hat. Denn dann kann sich die Swisscom dieses diskriminierende Verhalten nicht mehr erlauben.

 

compa
Super User
98 von 607

Hallo

 

Sehr interessanter Artikel danke.

 

Nur der letzte Abschnitt ist nicht ganz vollständig.

 

Comcast der grösste ISP Provider in den USA und auch Verzion lassen sich das den Netflix Videostreaming bezahlen.

 

schau hier:

http://www.reuters.com/article/us-comcast-netflix-idUSBREA1M0X520140223

 

Gruss compa

sirupflex
Level 3
99 von 607

Danke, interessant, das war mir nicht bewusst.

 

Es ist mir allerdings nicht ganz klar, was dieser Deal genau umfasst, denn da steht im Artikel:

 

"As part of the deal, Netflix will deliver its movies and TV programs to Comcast's broadband network directly as opposed through third party providers, giving viewers faster streaming speeds for watching movies and TV programs."

 

"directly" ... also am direktesten wären die Netflix Caching Servers. Die wären für alle Beteiligten einfacher, günstiger und effizienter als irgendwelche direkten Peering-Konditionen auszuhandeln. Dass das Netflix Geld kosten würde, ist klar. Scheint mir aber eher nicht so, als wäre dies gemeint. Umgekehrt, sollte Comcast direkt als Transit-Netz Provider für Netflix agieren, dann wäre es nachvollziehbar, dass Netflix dies mit Geld kompensieren muss (übliche Business-Praxis, denn "das Internet" ist nicht gratis). Das wäre aber eine andere Situation als bei der Swisscom, welche nicht als Transit-Netz Provider für Netflix fungiert sondern als reiner ISP für die End-Kunden. Im Zuge der Netz-Neutralität wäre es hier nicht statthaft für den ISP, hier Geld für den Traffic zu verlangen, denn seine Kosten sollten durch seine ISP End-Kunden gedeckt werden (Kunden wie du und ich). Die geschätzten 60-100CHF, die wir alle der Swisscom monatlich für den reinen Internet-Zugang abdrücken (geschätzter Anteil von jedem Triple-Play Kombi-Paket), müssen nicht nur den reinen Zugang sondern auch den generierten Datenverkehr abdecken können.

 

Und als letzte Möglichkeit kann es natürlich sein, dass dieser Netflix Deal tatsächlich die berüchtigte Ausnahme zur Regel wäre. Das wäre aber sehr schlecht für den Fortbestand der Netz-Neutralität, wenn dieses Beispiel Schule machen sollte.

 

 

compa
Super User
100 von 607

Hier noch ein Link zum Deal von Verizon mit Netflix

 

http://www.cnet.com/news/netflix-signs-streaming-traffic-deal-with-verizon/

 

Die US Behörden sind gegen solche Deals. Ich weiss aber nicht, ob sie das durchsetzen werden.

 

https://www.fcc.gov/general/open-internet

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