@Rasmussen2002 wenn dir der Datenschutz bei "myAI" ein Hauptanliegen ist, bietet ein Blick in die offiziellen Privacy-Terms einen guten Startpunkt. Swisscom legt dort offen, wie der Dienst funktioniert:
Um Ihnen den durch künstliche Intelligenz unterstützten Chatbot “myAI” (nachfolgend “KI-Assistent”) zur Verfügung stellen zu können, nutzt Swisscom (Schweiz) AG (nachfolgend “Swisscom” oder “wir”) Large Language Modells (LLM) und weitere IT-Infrastruktur Dienstleistungen, welche von Swisscom und Amazon Web Services (nachfolgend “AWS”) in der Schweiz und in der Europäischen Union bereitgestellt und betrieben werden. Die für den Betrieb des KI-Assistenten notwendigen Daten (insb. Swisscom Login-Daten, Chat Historie, Daten im Zusammenhang mit der Benutzung von KI-Assistenten) werden in den Rechenzentren von Swisscom und AWS in der Schweiz und in der EU gespeichert und bearbeitet.
Wie bereits an anderer Stelle erwähnt wurde, hat Swisscom eine strategische Partnerschaft mit Amazon. Während der öffentlichen Beta-Phase von "myAI" kommunizierte Swisscom beispielsweise offen, dass ein Modell von Anthropic (Claude) auf dieser AWS-Infrastruktur betrieben wird. Dieser Ansatz erlaubt es Swisscom zu definieren, wo die Daten gespeichert und verarbeitet werden – in diesem Fall üblicherweise bei AWS in Zürich und in der EU. Auch wenn unklar ist, welches Modell aktuell genutzt wird, ist anzunehmen, dass Swisscom weiterhin auf neuere Modelle von Anthropic setzt.
Die Frage, was Swisscom an "myAI" eigentlich selbst entwickelt hat, lässt sich mit etwas Grundwissen über Chatbots recht gut beantworten:
Grosse Tech-Firmen wie Google, Anthropic oder XAi entwickeln die Basismodelle (LLMs). Viele dieser Modelle werden anschliessend als Open Source zur Verfügung gestellt – auf Plattformen wie Ollama findet man eine riesige Übersicht solcher öffentlich zugänglicher Modelle.
Hat man ein solches Modell, kann man es auf einer eigenen Infrastruktur (wie einem AWS-Cluster) betreiben und über eine Oberfläche wie OpenWebUI als Chatbot bereitstellen.
Was Swisscom also mit Sicherheit selbst gemacht hat, ist: die Infrastruktur auf AWS entsprechend bereitzustellen und einzurichten, ein eigenes Interface (die Chat-Oberfläche) zu entwickeln oder ein bestehendes anzupassen und diese beiden Einheiten miteinander zu verbinden.
Der Sinn hinter der Nutzung von AWS ist pragmatisch – derselbe Grund, weshalb viele Entwickler primär Cloud-Dienste wie Google Cloud oder eben AWS für ihre Apps nutzen: Sie sind kostengünstig, schnell und sicher.
Allerdings gibt es beim Datenschutz einen wichtigen Vorbehalt, selbst wenn die Server in der Schweiz oder der EU stehen. Hierzu gab es am 2. Juni 2025 einen spannenden "Fauxpas" bei einer Pressekonferenz in Bern, im Beisein von Microsoft Vice-President Brad Smith und Bundesrat Guy Parmelin. Im Zuge der Diskussionen wurde dort eingeräumt, dass US-Behörden (aufgrund von Gesetzen wie dem CLOUD Act) auf Daten zugreifen können, selbst wenn diese auf europäischen Servern liegen. Dieses Risiko besteht bei allen US-Cloud-Anbietern.
PS: In Bezug auf Cloud-Ausfälle findest du hier noch einen interessanten Ursachenbericht zu einem AWS-Ausfall in den USA: https://www.heise.de/news/AWS-Ausfall-Amazon-legt-vollstaendigen-Ursachenbericht-vor-10848208.html