Also eigentlich ist die Produktstrategie von Swisscom am Markt völlig transparent und auch für uns Kunden klar erkennbar.
Wenn man mal die Swisscom-Drittmarken (wie Migros Mobile, Coop Mobile, Mucho, etc.) beiseite lässt, dann fährt Swisscom als Telco-Konzern aktuell ganz klar eine zweigeteilte Kunden-/Preissegmentierung um sowohl das hochpreisige Premiumsegment wie auch das eigentliche Discountsegment parallel bedienen zu können.
Dabei sind die zwei unterschiedlichen Kernmarken „blue“ für das Premium- und „Wingo“ für das Discountsegment erfunden worden.
Bei beiden Preissegmenten und Marken sind für uns Kunden grundsätzlich sämtliche nachgefragten Services, egal ob jetzt Festnetzinternet, TV, Festnetztelefon oder auch der ganze Mobile-Abobereich Bestandteil des umfassenden Swisscom-Angebots.
Da man natürlich als Unternehmung aus Kundensicht nicht unbedingt friktionslos das 100%-deckungsgleiche Angebot unter 2 unterschiedlichen Marken mit grossem Preisunterschied verkaufen kann, wobei die Discountmarke üblicherweise nur den halben Preis verlangt, wurden natürlich einzelne Service-Bestandteile des Discountangebotes mit zusätzlichem internen Aufwand bewusst „wegkastriert“.
Dies dient dann dazu die Eigenkonkurrenzierung zum Premiumprodukt bewusst zu reduzieren, wobei sich die Unterschiede in den Leistungen der zwei Produktlinien in den letzten Jahren tendenziell eher verringert haben.
Bezogen auf die Preisfindung der beiden parallelen Produktlinien, die angestrebten Gewinnmargen und auf die detaillierten Ausprägungen der einzelnen Produkte sehe ich aktuell folgende Eigenschaften im gesamten Produktportfolio der Swisscom:
blue-Produktlinie:
- Promos sind immer nur für Neukunden und Fokus der Marketingstragie ist soweit überhaupt möglich der Ersatz aller Kundenabgänge zur Gewinnung von neuen „Gutzahlern“, egal ob das jetzt durch Todesfälle oder Kündigungen ausgelöst wird. Man erhält also den Kundenbestand durch bewusst subventionierten Zukauf von Ersatzkunden.
- die minimal benötigte Hardware wird entweder verschenkt oder muss individuell durch den Kunden gekauft werden
- die einzelnen Produktpreise sind Bruttopreise und in letzter Konsequenz (in extremis dann mit der Kündigungsandrohung) durch den Kunden immer verhandelbar
Wingo-Produktlinie:
- Promos sind nicht nur für Neukunden, sondern gleichzeitig auch für Bestandeskunden, Fokus ist die Erhaltung der Bestandeskunden und zugleich auch noch Abwerbung von Preis-sensitiven Konkurrenzkunden im Sinne eines Dauertiefpreisangebotes
- die minimal benötigte Hardware wird immer als Leihgabe kostenlos abgegeben
- die angebotenen Preis sind immer absolute Nettopreise und unter keinen Umständen verhandelbar
Bis jetzt scheint mir diese duale Kunden-/Preissegmentierungsstrategie der Swisscom eigentlich noch sehr erfolgreich zu sein, und auch noch zu einem sehr guten Gesamtgewinn zu führen, aber natürlich gibt es da auch Risiken in der Zukunft, denn wenn die Selbstkannibalisierung der Premiummarke immer weiter fortschreitet, dann wird das dann irgendwann auch in relevantem Masse sinkenden Gesamtgewinn bedeuten.
Was aber bei diesen auch für uns Kunden klar segmentierten Angeboten eher unverständlich ist:
Es gibt immer wieder mal Kunden die das Premium-Angebot mit total unreduzierter Leistung zum absoluten Tiefstpreis erwarten, und dies wird kein einziger Anbieter wirklich finanzieren können.
Es ist also wirklich an uns Kunden ganz alleine zu entscheiden welche Angebote unseren Bedürfnissen in der Realität tatsächlich entsprechen und was wir dafür individuell bezahlen möchten, denn es ist ein freier Markt und Konkurrenz gibt es genug.