@Neithaullo11
Ich habe sehr lange überlegt, ob ich auf deine Beiträge reagieren soll. Einige Punkte möchte ich dennoch ansprechen.
1. Die Swisscom erhält für den Grundversorgungsauftrag kein Geld vom Staat. Es ist aber korrekt, dass Swisscom für die Aufrechterhaltung der Grundversorgung vom Bund Gelder beantragen kann - hat sie seit 1998 jedoch noch nie. Wenn du dennoch der Meinung bist, dass Swisscom vom Bund Gelder kassiert, liefere mir bitte eine Quelle.
2. Am sog. runden Tisch wurde das 4 Fasermodell im Inhousebereich festgeschrieben. Dass auch im Access durchgängig 4 Fasern pro OTO gebaut werden MÜSSEN, steht nirgends. So zumindest meine Recherchen. Swisscom hat bei P2MP "nur" im Access auf 1 Faser gesetzt. Inhouse wurden nach wie vor 4 Fasern zwischen BEP und OTO gebaut.
3. Eine Freileitung hat nichts mit 2. Weltkrieg zu tun. Weshalb soll man eine oberirdische Infrastruktur abbrechen, wenn es keine verlegten Rohre gibt? Vor allem in ländlicheren Gebieten sind Freileitungen noch häufig anzutreffen. Um diese unterirdisch zu verlegen, wären teils hunderte Meter Tiefbau notwendig. Hinzu kommt, dass die Rohre auch durch private Grundstücke verlegt werden müssten. Ob dann jeder Grundstückeigentümer zustimmen will, dass Swisscom den englischen Rasen umpflügt, sei dahin gestellt. Des Weiteren stellen Freileitungen kein Hindernis für Glasfaser dar. Wo keine Alternativen sind, wird die Glasfaser über die Freileitung ins Haus gebracht. Funktioniert einwandfrei.
Und wenn wir schon dabei sind. Ich kenne da eine Geschichte aus dem Paulaner Garten; mit einer Freileitung aus Kupfer habe ich viel langsameres Internet als wenn sie im Erdboden verlegt wäre - stimmt absolut NICHT! Eine intakte Freileitung bringt gleich viel Leistung wie ein unterirdisches Kupferkabel.
Ist eine Freileitung defekt, wird sie von Swisscom kostenlos ersetzt. Und da gibt es kein wenn und aber. Zeigen die Messungen des Technikers, dass ein Leitungsabschnitt fehlerhaft ist, so wird dieser erneuert.
4. Ich kenne sehr viele Randregionen/Bergdörfli/Weiler, in denen min. 150 MBit/s über den Kupferdraht laufen. Ja, die haben kein FTTH. Ich will den Landwirten nicht zu nahe treten; Aber kaum ein Bauer benötigt einen FTTH Anschluss! Der Landwirt ist dankbar, wenn er seine Kühe im System pünktlich abmelden kann. Vielleicht schaut er sich abends noch die Tagesschau auf blue TV. Hin und wieder ruft er seinen Veterinärarzt an weil eine Kuh kalbt. Das war es dann auch schon. Und hierfür reichen 150 MBit/s noch ewig!
Swisscom hat den Ausbau gerade in ländlichen Regionen und Bergdörfern massiv vorangetrieben. Wer hätte denn sonst das Interesse gehabt, abgelegene 50 Seelendörfer mit Breitband zu erschliessen?! Richtig; niemand!
Was ich nie verstehen werde ist die Tatsache, weshalb man notorisch auf Swisscom herumhackt. Bei vielen Kundinnen und Kunden geistert nach wie vor die Ansicht in den Köpfen herum, Swisscom MÜSSE in jeden Kuhstall und in jedes Heimetli einen FTTH Anschluss bauen. Das stimmt so NICHT! Swisscom hat einen Grundversorgungsauftrag, welcher technologieneutral basiert. Warum bauen denn die vielen FTTH Akteure nicht einfach die Bergdörfli aus? Warum soll Swisscom daran schuld sein?
Und zu Guter letzt den humorvollen Vergleich zwischen Swisscom und deutsche Telekom bzgl. FTTH Ausbau 😉
Ich denke es ist allseits bekannt, dass Deutschland in Bezug auf Breitbandversorgung (Kupfer, Glas etc.) Jahre hinterher tümpelt. Als Swisscom g.fast lancierte, war die deutsche Telekom gerade auf den Geschmack gekommen Vectoring auszurollen. Obwohl die deutsche Telekom einen flächendeckenden FTTH Ausbau verspricht, so wird dieser Ausbau noch länger gehen als von ihnen kommuniziert. Aber wir werden sehen 😉 Ach ja, bitte die Topografie der Schweiz berücksichtigen - Deutschland ist mehr oder weniger flach und hat keine Bergdörfli.
Während in Deutschland beim FTTH Ausbau ein unkoordiniertes Chaos herrscht, baut die Schweiz ihre Netze nach national geltenden Normen aus. Verschiedene Akteure arbeiten dabei Hand in Hand und realisieren offene Netze. Obwohl gewisse Elektra Betriebe trotz offenem Netz ihre Netze nicht an andere Provider freigeben. Aber wen interessiert schon eine Elektra mit 700 Kunden? Aber eben, anderes Thema 😉