Als IT-Berufler habe ich seit vielen Jahren regelmässig mit der Swisscom zu tun und könnte daher bedauerlicherweise Bände füllen, voll mit absurden Geschichten über erschreckende Inkompetenz und dreiste Abzocke durch die Swisscom.
Doch ich will hier keine alten Geschichten aufwärmen, sondern sehr konkret auf einen kürzlichen Kundendienst-Kontakt eingehen, bei dem zwei (für mich) neue dubiose Trickli zur Anwendung kamen.
Mein betroffener Kunde hatte seit kurzem (nebst regelmässigen Internet-Ausfällen) auch ein ungewöhnliches Phänomen, das ich so zuvor noch nie hatte, welches sich aber diagnostisch mit grosser Sicherheit auf eine Fehlfunktion des (notorisch instabilen) Centro Grande Routers zurückführen liess.
Ich kontaktierte also die Swisscom-Hotline, nicht weil ich davon ausging, dass man das Problem da lösen könne, sondern um nach den üblichen Schikanen (Reset-Orgie etc.) dann ein Austauschgerät für den Kunden organisieren zu können.
Zumindest der erste Teil meiner Erwartung wurde natürlich vollstens erfüllt: Die Hotline MItarbeiterin war mangels IT-Kenntnissen nur mühsam in der Lage, die Problemlage überhaupt einzuordnen und ging dann zur erwarteten Router-Reset-Orgie über. (Unnötig zu erwähnen, dass das nichts half. Aber immerhin wollte sie nicht fünf Resets am Stück machen. Solche Querulanten hatte ich nämlich auch schon an der Hotline...)
Was dann kam erstaunte bzw. erschütterte mich hingegen: Anstatt über ein Austauschgerät zu verhandeln, verwies mich die Swisscom-Kundendienstlerin an die Telefonnummer des kostenpflichtigen "Swisscom MyService", wo man mir für läppische 160.- pro Stunde helfen könne.
Sie selber wisse leider nicht so gut Bescheid (immerhin: Selbsterkenntnis), aber die Experten bei "MyService" kämen da viel besser draus als sie.
Man muss sich das einmal auf der Zunge zergehen lassen: Der kostenlose Support für Swisscom-Probleme verweist mich zur Lösung eines eben solchen Swisscom-Problems an eine teure Support-Hotline deren eigentlicher Zweck es wäre, Probleme zu lösen, die eben gerade keine Swisscom-Probleme sind. Und das, nachdem die Diagnose ja meinerseits bereits gestellt war.
Also hier bereits eine doppelte Verfehlung:
1. Man schiebt das Problem vom eigentlich zuständigen Swisscom-Support an eine nicht zuständige aber teure Alternativstelle (deren Ertrag dann zufällig in die Swisscom-Kassen fliessen würde.)
2.Der Verweis an den kostenpflichtigen MyService hätte zudem zweifellos zu nichts geführt, da die dortigen Hotliner ja auch keinen nicht defekten Router zum Kunden teleportieren können. (Vermutlich wäre aber noch ein bisschen mehr Zeit verschwendet worden, dann nach allem was ich bisher mit der Swisscom erlebt habe, hege ich höchste Zweifel daran, dass bei "MyService" irgendwer arbeitet, der eine bessere Diagnose als ich stellen kann. Vielmehr wäre es wohl eher in eine teure Peinlichkeit ausgeartet, wie man es ja auch von den Techniker-Besuchen der Swisscom zur Genüge kennt. )
Doch damit nicht genug. Zum Abschluss unseres Gespräches wollte die Kundendienstlerin dann unbedingt noch die E-Mail-Adresse des Kunden wissen. Ich wies sie darauf hin, dass dies diagnostisch kaum relevant sei, doch sie bestand darauf. Wieso, sollte ich kurze Zeit später erfahren.
Denn "rein zufällig" landete auf eben dieser E-Mail-Adresse ein paar Minuten später eine Nachricht, gemäss der die Swisscom festgestellt habe, dass der Kunde noch einen "in die Jahre gekommenen Router" verwende und man ihm empfehle, für bessere Stabilität auf die neue IB2 zu wechseln.
Hierzu habe man für ihn ein "Treueangebot", bei welchem er die IB2 vergünstigt beziehen könne.
AHA... das ist dann (neben dem unredlichen Verweis an eine kostenpflichtige Hotline) die andere neue Masche aus dem Hause Swisscom:
Beim Hotline-Gespräch mit dem IT-Spezialisten des Kunden nichts von einem Austauschgerät wissen wollen, gleichzeitig aber dem Kunden eine Mail schicken, um ihm einen neuen Router zu verkaufen.
Hier wird als "zufälliges Treueangebot" getarnt der Versuch unternommen, den verzweifelten Kunden dazu zu bringen, sein Ersatzteil selber zu kaufen.
Vermutlich in der Hoffnung, dass dann die Frage nicht auftaucht, ob es nicht redlich wäre wenn die Swisscom ihren fehlerhaften Zwangsrouter kostenlos durch einen neuen Zwangsrouter ersetzen würde.
Ernsthaft Swisscom... nachdem ihr nun viele Jahre die hohen Preise durch den angeblich so guten 'kostenlosen' Kundendienst (der ja in Wirklichkeit alles andere als gut ist) zu rechtfertigen versucht, wollt ihr den Kunden jetzt auch noch zusätzlich für die Hotline bezahlen lassen?
Und das Austauschgerät für den defekten Pannen-Router soll der Kunde dann bitte auch noch selber bezahlen - und damit ihm das nicht so sauer aufstösst, tarnt man es als "Treueangebot", das ganz zufällig ins Postfach flattert, nachdem der Defekt des aktuellen Routers bekannt wurde...
... ich erwarte ja nun wirklich schon lange nichts Gutes mehr von euch, aber ihr schafft es, mich regelmässig aufs Neue negativ zu überraschen.