Schmunzel... Eigentlich ging es mir hier um die Reaktion vom Swisscom 1st Level Support auf meine damalige Frage. Und ich musste zu dem Zeitpunkt etwas Luft ablassen. Notabene war die darauf folgende Reaktion der Swisscom angenehm. Ich wurde plötzlich ernst genommen. Kunden behalten ist viel lukrativer als Kunden wieder neu anwerben zu müssen. Schade dass das angenehme Gefühl erst aufkommt wenn es schon fast zu spät ist.
Anyway, ich finde diese Diskussion spannend. Ich bin zweigeteilt. Einerseits der Unternehmer mit technischem und kommerziellen Hintergrund, anderseits der Privatanwender mit etwas mehr als Durchschnittsbedürfnis.
Ehrlich gesagt verstehe ich den Ansatz der Swisscom. Mit möglichst überschaubarem Aufwand die Bedürfnisse der Mehrheit abdecken. So im Sinne 80%/20% Lösung, obwohl hier wahrscheinlich 90/10 eher passt.
Nur, was mir nicht ganz in den Kopf will ist die Definition was die Mehrheit will. Jetzt und in der nahen Zukunft. Jede Generation lässt sich von Vereinfachung blenden und das prägt das Konsumverhalten. Bei mir wars wohl das Opel Manta Syndrom (hatte aber nie einen sondern einen Fiat 127s Sport.. hach...) und heute ists vielleicht das schnellste Internet?
KMU's werden von Privatpersonen geleitet die zuweilen halt auch Manta oder ein möglichst schnelles Internet in den Vordergrund stellen. Und wenn das Consumer Angebot einerseits schnell ist und gleichzeitig relativ zuverlässig, dann führt der niedrige (consumer) Preis halt schnell dazu dass ein KMU statt einer Business Lösung zu einer Privathaushaltlösung greift.
Das ging mit der Swisscom so lange gut bis sie gezwungen war in einen Markt einzusteigen der mehr als nur Telefon, Fax und ADSL bedeutet. Ein etwas grösserer Technologiewechsel war bei der Zusammenführung (convergence) von Telefon/Internet/TV absolut dringend.
Ich nenne das nicht wirklich "vor die Hunde gehen". Die Technologie verändert sich. Das Konsumverhalten verändert sich. Gopher, Mosaic, uucp und lync (nein nicht der chat client), sagen heute den wenigsten noch etwas. Die Internetbandbreite war damals Katastrophal, öh, langsam. Aber believe it or not, damals hats gereicht. Aber diese "ursprüngliche" Konzeption wird immer wieder über den Haufen geworfen. Früher alle 10 Jahre, heute eher alle 6 Monate...
Zurück zum Thema.
Ich betrachte die Swisscom Angebote für den heutigen Durchschnitts(privat)kunden als gar nicht so schlecht. Auch die Angebote der Konkurrenz sind ok. Meist modular aufgebaut, und der Kunde kann meist das auswählen was er braucht. Und das ist gut so. Der Markt muss spielen.
Anscheinend ist Geschwindigkeit, niedrigster Preis und absolute Einfachheit gefragt. (Einfachheit ist schon fast ein Oximoron wenn es um Convergence geht).
Als Privatanwender mit durchschnittlichem Kommunikationsbedürfnis würde ich wahrscheinlich auf die Werbung mit grossen lauten Boxen und viel Bass anspringen. Als Privatanwender mit etwas mehr Wissen über das Internet habe ich aber etwas differenziertere Bedürfnisse und versuche diese zu Befriedigen. Und das ist mit den neuen Technologien gar nicht so einfach... wenn es gleichzeitig im Privathaushalts(preis)rahmen bleiben soll. Ich brauhce Option A, aber nicht Option B und leider gibt es Option A nur zusammen mit Option B.. seufz...
Technisch scheint die Swisscom zu versuchen aus einer Sackgasse raus zu kommen in die sie sich mit den alten Technologien (unabsichtlich) verrannt hatte. Die Swisscom ist weitsichtig (was immer das auch heisst). Hatte sie doch vor vielen Jahren den ADSL zu VDSL Ausbau in meinem Dorf zugunsten von neuen FTTH Projekten in Stadtgebieten abgesagt. Abhilfe bot nur ein Gemeindepolitischer Vortstoss und viel Vitamin B in der Swisscom Chefetage. Bis vor kurzem war Infinity mit 20/2 das Höchste der Gefühle hier auf dem Land. Davor hatte ich ADSL mit 2Mbit/s download und 200Kbit/s upload. Heute geht maximal 40/4. Keine berauschende Steigerung in 10 Jahren.
Auswege bieten da nur FTTH und ev. Wireless Produkte (5G, WWAN oder wasauchimmer). Kabelanbieter scheinen auf den ersten Blick etwas mehr Zeit zu haben weil sie sich lange auf ein existierendes Breitbandnetz abstützen konnten. Aber auch da muss FTTH her. Die Kunden wollen ja schliesslich ein immer schnelleres Internet (ich meinte das nur teilweise sarkastisch).
Ich besitze seit langem eine Swisscom TV box (die bei mir immer abgeschaltet ist). Das Swisscom TV Angebot und die verbundenen technischen Möglichkeiten scheinen mir von Anfang an einen IT Ansatz zu verfolgen, während Kabelanbieter sich lange auf ihrem Breitbandhintern ausgeruht hatten. Erst nachdem Swisscom TV neue Möglichkeiten aufgezeigt hatten, sind Kabelanbieter nachgezogen. Ich schaue heute äusserst selten was jetzt grad im TV läuft. Asynchroner Medienkonsum, sozusagen. Da frage ich mich doch.. "wer hats erfunden"?. Wahrscheinlich nicht die Kabelanbieter... oder doch? Oder doch nicht?
Ich verstehe die Zwickmühle der Swisscom. Als Unternehmer.
Als einfacher Privatanwender und langjähriger Swisscom Kunde fühlte ich mich aber wie @andiroid auf einen Weg gezwungen den ich nicht gehen wollte.
Ich denke dass die Swisscom mit der Zeit auch wieder gute Privatangebote für die 20% (oder 10%) anbieten kann welche im Moment etwas im Regen stehen gelassen werden. Ich denke auch dass sich die Swisscom sehr wohl bewusst ist was ein Verlust der Kunden mit etwas anspruchsvolleren Bedürfnissen bedeutet. Ich würde nämlich fast behaupten dass die Einnahmen von den anspruchsvolleren Kunden mit den heutigen Preismodellen proportional leicht höher sind.
Übrigends gibt es sehr wohl einen Unterschied zwischen Business und Privatinternet, @andiroid. Der Unterschied heisst Service Level. Das kleine Beispiel (und somit schliesst sich der Kreis) ist der Support. Während ich als Privatanwender an ein sehr breites Spektrum von Supportpersonal geraten kann, ist der Business Support, ob bei Swisscom oder bei einem Kabelanbieter, jeweils um vieles besser. Qualität hat seinen Preis. Darum sind Business Anschlüsse etliches teurer.
Als KMU Unternehmer würde mir nicht im Traum einfallen auf einen meinem Geschäft angepassten SLA zu verzichten. Und ganz sicher will ich mich nicht mit einem inkompetenten Support rumschlagen wenn meine Angestellten wegen fehlendem Internet nicht telefonieren oder mit der Infrastruktur in der Wolke arbeiten können. Eine Stunde Arbeistausfall kostet einiges mehr als die Differenz zwischen Privat und Business Internet.
Zwei-Klassen Internet? Ja, auf jeden Fall. Ich will das Internet nicht mit Bandbreitenfressenden Onlinegamern teilen (das war der Unternehmer).
Zwei-Klassen Internet? No way! Das ist ungerecht und schliesslich leben wir in einer Demokratie (das war der durchschnittliche Privatanwender).
Zwei-Klassen Internet? Hmm.. ja, für das eine oder andere Protokoll bin ich dabei (das war der Privatanwender mit etwas differenzierteren Bedürfnissen).
Ich bin gespannt was in Zukunft bring. 🙂
Dan