Den Grund, dass Swisscom keine Dark Fibers (also die reinen P2P-Fasern) aus FTTH-Netzen von Dritten anmietet, muss man nicht in der Technik, sondern in der Strategie der Aufrechterhaltung, oder falls möglich, sogar des noch weiteren Ausbaus der bereits aus der Tradition heraus bestehenden marktbeherrschenden Stellung der ehemaligen PTT-Monopolfirma suchen.
Es gab in der jüngeren Wirtschaftsgeschichte vermutlich noch nie eine privatwirtschaftlich organisierte Unternehmung, welche freiwillig den Wettbewerb für den Angriff auf ihre eigene äusserst rentable Marktdominanz gefördert hätte.
Möglichst hohe Marktmacht und damit auch möglichst wenig Wettbewerb mit Konkurrenten steht also sicher sehr weit oben in der Unternehmensstrategie jedes Marktführers, und zwar egal in welcher Branche.
Würde nun die Swisscom Dark Fibers von Dritten anmieten, würde sie mit ihrem sehr grossen Kundenbestand zwar sehr gute Mietpreise aushandeln können, aber gleichzeitig natürlich auch den Bau von Dritt-Netzen gewaltig fördern, denn die Benutzungsraten der einzelnen Anschlüsse sind der entscheidende Faktor zur Amortisation von FTTH-Netzen, welche als physisches Netz selbst hauptsächlich aus benutzungsunabhängigen Fixkosten der Grundinstallation des FTTH-Netzes bestehen.
Vereinfacht könnte man auch sagen:
Die Verweigerung der Anmietung von Dark Fibers aus P2P-Netzen von Dritten durch den Marktführer ist eigentlich das Kernelement der Abschreckungsstrategie gegenüber bauwilligen Dritten von FTTH-Netzen.
Lässt sich ein Konkurrenznetz aber doch nicht schon von Anfang an verhindern, kommt als nächstes dann das “Überbauen” mit einem parallelen eigenen Netz mit der Idee mittels Verdrängung dem Konkurrenten die langfristig bleibende mangelnde Rentabilität seines eigenständigen FTTH-Netzes endgültig klarzumachen.
Dies sind meines Erachtens alles Gründe wieso es im Schweizer Telekom-Markt zum Interessenausgleich zwischen privatwirtschaftlichen Unternehmensinteressen und volkswirtschaftlichen Landesinteressen eben Gesetzgebungen, Regulierungen und manchmal halt auch Kartellrechtliche Massnahmen braucht.