Ich möchte Sie loben, dass Sie dem Spam den Kampf angesagt haben. Ich frage mich nur, warum sie stattdessen einen so grossen Schaden anrichten. Ich betreue die IT von verschiedenen Firmen und diversen Privatleuten. Daher habe ich Ihrer Port-25-Sperraktion schon unzählige Arbeitstunden zu verdanken.
Eindrücke
Hier mal ein paar Eindrücke:
- Die meisten Ihrer Kunden waren offensichtlich nicht informiert über diese Aktion.
- Ihre kryptsiche Fehlermeldung wird von den meisten Kunden gar nicht verstanden und wandert daher ungelesen und als Spam verstanden in den Abfall. Dadurch erreichen viele (zum Teil wichtige) Mails ihr Ziel nicht. Der Absender merkt dies erst nach Tagen….meist nach Reklamationen von Mailadressaten, die nichts erhalten haben. Bei Klein-Firmen kann durchaus Geschäftsschaden entstehen.
- Jemand mit ein wenig Grundkentnissen, kann die Umstellung im Outlook schnell erledigen….aber die meisten sind damit hoffnugslos überfordert.
- Kommt noch dazu, dass es manchmal trotz Umstellung nicht funktioniert.
Nutzen
Die volle Blockade des Port 25 wird den Versand von Spam sicherlich erschweren….vorerst. Da offenbar viele Telecom-Firmen eine solche Sperre planen: Was denken sie, wie lange die cleveren Spambot-Programmierer brauchen, um sich anzupassen? Ich denke mal es ist für die ein leichtes, beim Outlook die SMTP-Daten auszulesen und für eigene Zwecke einzusetzen. Sie erreichen also für vielleicht 2-3 Monate eine Reduzierung des ausgehendem Spams….Gratulation!!!
Schaden
Damit es übersichtlich bleibt mache ich wieder eine Liste:
- Kein einziger meiner bisher betroffenen Kunden, war in der Lage, sein Mail ohne Hilfe wieder in Betrieb zu nehmen. Ich weiss nicht wie viele 100000 ADSL-Anwender betroffen sind, aber man kann hier sicherlich von einem erheblichen volkwirtschaftlichem Schaden sprechen.
- Bsp: Ein Kleinunternehmer, beantwortet diverse Kundenanfragen via Mail. Es dauerte ca. 4 Tage, bis er aufgrund von Beschwerden bemerkte, dass gar keine Mails mehr rausgehen. Ich bin überzeugt, dass dies kein Einzelfall ist. Durch den unbemerkten Kommunikationsausfall wurden Kunden verärgert, Termine gingen verloren, Verkäufe kamen nicht zustande…also eine klare Geschäftsschädigung.
- Haben Sie schon mal dran gedacht, dass es unzählige Mailsysteme gibt, die gar kein SSL beherschen?? Die fallen jetzt alle aus. Mehr dazu unter ALARM.
ALARM
Jetzt komme ich zu meinem Hauptanliegen. Was die meisten normal Anwender gar nicht wissen. Es gibt viele versteckte Kleinst-Mailprogramme, die jetzt allesamt einfach so ausfallen. Meistens sind es Alarm-Melder in Softwareprodukten.
- Gerade in einem wichtigen Notfall funktioniert der ALARM nicht mehr.
- Die meisten dieser Systeme beherschen kein SSL. Man kann sie also gar nicht umstellen.
Beispiele:
- Alarmmelder Kaspersky Antivirus: kein SSL - nicht umstellbar - TOTAL-Ausfall des Alarms
- Alarmmelder Backupprogramme: kein SSL - nicht umstellbar - TOTAL-Ausfall des Alarms
- Alarmmelder in Druckern: kein SSL - nicht umstellbar - TOTAL-Ausfall des Alarms
- Kopierer die als PDF-Scanner arbeiten und diese als Mails versenden: kein SSL - nicht umstellbar - TOTAL-Ausfall des PDF-Scanners und auch der Alarme
- Man könnte diese Liste endlos weiterführen
Gerade bei Kleinfirmen, die keinen internen Mailserver unterhalten, kann dies zu einem echten Problem werden.
Lösung??
Wie ich inzwischen rausgefunden habe, kann man bei Ihnen diese Sperre wieder abschalten lassen. Allerdings kommunzieren Sie auch hier nicht, welche Kriterien gelten. Ich musste leider bei Ihrer Hotline ziemlich robust auftreten, damit ich dies durchsetzen konnte.
Bevormundung
Ich frage mich, was sich eine Swisscom eigentlich alles erlauben darf? Die Abschaltung des Port25 ist ein eminenter Eingriff in den vertraglich zugesicherten Internetzugang. Ich hätte Verständniss dafür, wenn Sie Ihren eigenen SMTP-Server umstellen. Aber gleich einen der wichtigsten Ports des Webs einfach so abzuschalten. Damit ist Ihr Internet-Zugang nicht mehr vollwertig. Bis dieser Unsinn verschwunden ist, werde ich meinen Kunden dringend von Swisscom abraten.
**Kommunikation???
**
Zu guter letzt noch die Frage: WARUM wird ein solch MASSIVER Eingriff nicht entsprechend kommuniziert. Selbst ich als IT-Profi, der jeden Tag auch viel Fach-News liest, wusste nichts davon. Erst nach dem Totalausfall bei einem Firmenkunden, erfuhr ich nach Nachforschungen, um was es eigentlich geht.
In der Hoffnung, dass Sie diesen Irrweg bald wieder verlassen werden:
Mit freundlichen Grüssen, BobNoise
PS - Es geht auch ohne SSL:
Inzwischen erfuhr ich, dass die SSL-Verschlüsselung doch nicht notwendig ist. Ich weiss jetzt auch nicht mehr, wo ich diese Info her habe. Kann es sein, dass dies still und heimlich auf Grund zu grosser Probleme umgestellt wurde?
Trotzdem akzeptiere ich die Port-25-Sperrung auf keinen Fall und empfehle dies auch allen anderen Swisscom-Kunden.