Hi Community, Ich habe ein paar Fragen zum 5G-Netz der Swisscom. Die Swisscom unterscheidet zwischen 5G (bis zu 1 Gbit/s) und 5G+ (bis zu 2 Gbit/s). 1.) Ist es richtig, dass das Konzept 5G vs. 5G+ nichts mit dem Konzept s tandalone [SA] vs. non-standalone [NSA] zu tun hat? 2.) Die Swisscom hat meines Wissens bis jetzt nur NSA. Wann wird SA eingeführt? 3.) Wird mit SA sowohl das 5G, als auch das 5G+ Netz (signifikant?) schneller? Besten Dank für jegliche Hilfe!

@Werner schrieb: Das ein bestimmter Mast gleichzeitig 5G NSA und 5G SA unterstützen könnte, halte ich eigentlich technisch für unsinnig bis unmöglich.🙂 Wieso soll dies technisch nicht möglich sein? - Eine moderne Mobilfunkantenne gibt sich als eNodeB (eNB) gegenüber dem 4G/LTE-Kernnetzwerk und dem 4G/LTE-fähigen Mobiltelefon aus. - Gleichzeitig gibt sich die gleiche Mobilfunkantenne als gNodeB (gNB) gegenüber dem 5G-Kernnetzwerk und dem 5G-fähigen Mobiltelefon aus. https://commsbrief.com/what-is-the-difference-between-node-b-enodeb-ng-enb-and-gnb/ https://commsbrief.com/5g-sa-and-5g-nsa-standalone-vs-non-standalone-5g-nr/ Betreibt der MVNO ein 4G/LTE-Kernnetzwerk (Evolved Packet Core => EPC) kann sich das 4G/LTE-fähige Mobiltelefon mit Hilfe der SIM-Karte vom MVNO über den eNodeB (eNB) mit dem 4G/LTE-Kernnetzwerk und dem Internet verbinden. https://en.wikipedia.org/wiki/System_Architecture_Evolution#Evolved_Packet_Core_(EPC) Betreibt der MVNO ein 4G/LTE-Kernnetzwerk (Evolved Packet Core => EPC) kann sich das 5G-fähige Mobiltelefon mit Hilfe der SIM-Karte vom MVNO über den gNodeB (gNB) mit dem 4G/LTE-Kernnetzwerk und dem Internet verbinden. => 5G NSA Betreibt der MVNO ein 5G-Kernnetzwerk (5G core network => 5G CN oder 5Gc) kann sich das 5G-fähige Mobiltelefon mit Hilfe der SIM-Karte vom MVNO über den gNodeB (gNB) mit dem 5G-Kernnetzwerk und dem Internet verbinden. => 5G SA https://networkbuildz.com/5g-core-network-architecture/ Wenn Swisscom den MVNO-Datenverkehr über den UPF zulässt (Schnittstelle N3+N6) kann der MVNO theoretisch vor Swisscom den 5G SA-Betrieb über die Mobilfunkantennen von Swisscom aufnehmen. Dann hätten Swisscom-Endkunden weiterhin nur 5G NSA, während gleichzeitig MVNO-Kunden bereits in den Genuss von 5G SA über die gleichen Swisscom Mobilfunkantennen kämen. Aus kommerziellen Gründen ist dieses Szenario unrealistisch: Swisscom-Kunden bezahlen einen Premium-Preis für ihre Mobilfunkabos. Dieser Aufpreis lässt sich nur mit zeitlich bedingten technologischen Vorteilen begründen. => Swisscom-Kunden müssen von den Vorteilen von 5G SA früher als alle MVNO-Kunden profitieren können!

1.) Hat nichts mit 5G NSA oder SA zu tun: 5G ist das Band n1 oder n28 im DSS-Modus 5G+ das Band n78 3.) Ob der Speed besser wird, weiss ich nicht. Die Ping-Latenz sollte aber besser werden.

Wäre aber doch interessant, wann SA eingeführt wird. In welchen Ländern bei welchen Anbietern läuft das eigentlich schon?

@roman70 schrieb: Wäre aber doch interessant, wann SA eingeführt wird. In welchen Ländern bei welchen Anbietern läuft das eigentlich schon? Vodafone Deutschland hat zumindest schon damit begonnen. 5G Standalone für das modernste Echtzeitnetz Europas (vodafone.de)

Hat niemand eine Antwort auf die Frage 2)? 2.) Die Swisscom hat meines Wissens bis jetzt nur NSA. Wann wird SA eingeführt? Wann wird 5G SA IN DER SCHWEIZ eingeführt? Steht schon irgendwo eine SA Antenne?

Hi @Stajaussie20 Ich habe vor einigen Wochen mit einem Swisscom Mobilfunk Techie gesprochen, aktuell gibt es laut ihm zu SA offenbar noch keine handfesten Pläne. Kann gut sein, dass diese aber in Arbeit sind.. Übrigens: SA ist keine Antenne, diese nutzen ebenfalls die 5G NR Antennen. Der Unterschied liegt im Core, also dem Netzwerk dahinter. LG r00t

Danke @r00t Heisst das, dass 5G NSA (ohne 5G Core) aber bereits mit Beamforming Antennen funktionieren und auch solche Antennen in Betrieb sind?

Hi @Stajaussie20 Soweit ich verstehe ja. Gibt diverse Zeitungsartikel zum Thema, weil zuerst noch nicht ganz klar war, wie der Grenzwert für die Strahlung definiert sein soll - ist aber jetzt glaube ich gelöst. Aber Achtung: Halbwissenalarm! 😉

Mittlerweile haben alle drei (bzw. 4) Netzbetreiber in Deutschland 5G SA auf breiter Front eingeführt. Als ich im Juli in Bayern und Südost-Baden-Württemberg unterwegs war, hat mein Cellmapper (App) festgestellt, dass sowohl die Telekom als auch O2 praktisch durchgehend 5G SA aktiv hatten auf den Strecken (Salzburg-München-A96 Lindau-Glarnerland). Die grossen deutschen Netzbetreiber sind bekanntlich Telekom, Vodafone und O2, sowie noch ganz klein 1&1, die ein Netz aufbauen. Kann das die Swisscom nun auch motivieren, 5G SA zeitnah zu aktivieren?

Solange das Mobilfunknetzwerk von Swisscom: a) keine Sprachtelefonie über das 5G-Mobilfunknetzwerk (VoNR) unterstützt b) UND Swisscom keine schweizweite Netzabdeckung per Mobilfunkfrequenzband 28 realisiert hat macht es keinen Sinn, das Einbuchen von 5G-fähigen Mobiltelefone in das 5G-Kernnetzwerk von Swisscom zu gestatten. Für weitere Informationen siehe: https://community.swisscom.ch/t5/Mobile/5G-in-Liechtenstein/m-p/772675#M12457 https://community.swisscom.ch/t5/Mobile/LTE-Band-20/m-p/781534#M12925

Zumindest hier in der Bergen reicht 5g n78 auf 3.6 GHz weiter als 5G n28 auf 700 MHz; hier rund 2,8 km von Glarus-Bergli kann ich auf dem Balkon noch 500-600 Mbit/s Download erreichen; auf der Bahnstrecke Ziegelbrücke-Zürich habe ich auch praktisch immer 5G n78. 5Gn78 im ganzen Land, da ist die Swisscom bald soweit. Die deutschen Netze, diejetzt alle 5G SA anbieten, können auch kein VoNR nutzen bisher. Also doch bitte 5G SA, Swisscom!

5G Standalone

KindKronos

Vielen Dank für deine Ausführungen!

Bei Wingo habe ich (inzwischen) bspw. auch Visual Voicemail, VoLTE ging schon immer (das sah bei anderen MVNO früher noch anders aus), eSIM ebenfalls und für 5G habe ich die Option (kostenlos) aktiviert. Deshalb fragte ich mich, ob es nochmals eine Unterscheidung bezüglich der Unterscheidung NSA/SA geben könnte. Aber das scheint folglich von den Verhältnissen beim Kernnetzwerk abzuhängen, danke dir dafür!

GrandDixence

Für den Betrieb eines 5G-Kernnetzwerk muss der MVNO in zwei möglichst weit entfernten Rechenzentren (Georedundanz) einige neue Rechnerschränke mit einigen neuen Servern hinstellen.

https://www.datacenter-insider.de/was-ist-georedundanz-a-894461/

Eine gute Übersicht über die Struktur eines 4G/LTE-Mobilfunknetzwerks bietet:

https://fosdem.org/2024/events/attachments/fosdem-2024-3062-i-want-my-own-cellular-network-having-fun-with-lte-networks-and-open5gs-/slides/22392/I_want_my_own_cellular_network_v3_dMwus3j.pdf

https://csrc.nist.gov/CSRC/media/Presentations/LTE-Security-How-Good-is-it/images-media/day2_research_200-250.pdf

https://open5gs.org/open5gs/assets/images/Open5GS_CUPS-01.pdf

Und wer selber ein eigenes, kostengünstiges Mobilfunknetzwerk aufbauen will, sollte hier weiterlesen:

https://github.com/GrandDixence/CoverageMaps/blob/main/Eigenes_Mobilfunknetzwerk/Installations-Anleitung_srsRAN_Ubuntu_20.04.md

AbRah-SH

Ist Wingo technisch wirklich ein MVNO? Ich weiss es nicht, bezweifle es aber stark.

Kannst du mal folgendes hier reinstellen, um herauszufinden, ob Wingo ein echter MVNO mit eigener Infrastruktur ist, oder auf der normalen Swisscom-Infra läuft:

(ASN der) public IPv4, die du über Wingo erhältst (db-ip.com)
Die ersten 5 Ziffern der IMSI
APN-Daten (am besten ein Screenshot)
Funktionieren diverse Swisscom-USSD-Codes, z.B. *130*125#

z.B. Mucho Mobile im Swisscom-Netz ist technisch ein echter MVNO:

ASN: AS20582 (Swisscom wäre AS3303)
IMSI fängt mit 22858 an (Swisscom wäre 22801…..)
Internet-APN ist “internet” (Swisscom wäre “gprs.swisscom.ch”)
*130*125# funktioniert nicht

KindKronos

Stimmt, ich habe den Begriff verwendet, ohne ihn wirklich zu hinterfragen.

ASN ist AS3303, IMSI beginnt mit 22801, APN ist gprs.swisscom.ch und *130*125# gibt mir meine korrekte Telefonnummer zurück.

Das müsste heissen, der Rollout sollte für mich vermutlich gleich schnell erfolgen wie mit einem Swisscom-5G-Abo?

Interessiert dich sonst noch gerade etwas von meinen technischen Daten?

GrandDixence

Wenn die IMSI von der Wingo-SIM-Karte den gleichen Ländercode (MCC) und den gleichen Netzbetreibercode (MNC) wie eine Swisscom SIM-Karte aufweist, bedeutet dies, dass die Wingo-SIM-Karten in der gleichen Teilnehmer-/Benutzer-Datenbank (HLS/HLR) wie die Swisscom-SIM-Karten eingetragen sind.

https://de.wikipedia.org/wiki/International_Mobile_Subscriber_Identity

https://de.wikipedia.org/wiki/Home_Subscriber_Server

Somit nutzen Wingo- und Swisscom-Endkunden das genau gleiche Kernnetzwerk. Einziger nennenswerter Unterschied neben dem Preisschild sind wohl unterschiedliche (Kunden-)Profile für die Priorisierung- und Datenübertragungsratenlimiten. Siehe dazu:

https://community.swisscom.ch/t5/Mobile/Swisscom-reduziert-in-Stosszeiten-die-5G-Bandbreite-bei-Wingo/m-p/808008

GrandDixence

@KindKronos schrieb:

Das müsste heissen, der Rollout sollte für mich vermutlich gleich schnell erfolgen wie mit einem Swisscom-5G-Abo?

Nein, aus marketingtechnischen Gründen werden die SIM-Karten der Wingo-Endkunden deutlich später als die SIM-Karten der Swisscom-Endkunden in der Teilnehmerdatenbank des 5G-Kernnetzwerks eingetragen (HSS). Erst wenn die SIM-Karte in der Teilnehmerdatenbank vom 5G-Kernnetzwerk eingetragen ist, kann 5G Standalone (SA) mit dieser SIM-Karte verwendet werden! Heute ist diese SIM-Karte in der Teilnehmerdatenbank vom 4G-Kernnetzwerk eingetragen.

Eine SIM-Karte, welche nicht in der Teilnehmerdatenbank des Kernnetzwerks (HSS/HLR) eingetragen ist, kann sich nicht in dieses Kernnetzwerk einbuchen. Einzige und wichtige Ausnahme: Notrufe (Europa: 112 / Nordamerika: 911) können auch ohne SIM-Karte oder mit fehlendem Eintrag in der Teilnehmerdatenbank abgesetzt werden.

https://de.wikipedia.org/wiki/Notruf#Sprachnotruf_per_Telefon

Zu den “marketingtechnischen Gründen” siehe letzter Absatz vom Beitrag Nr. 50.

Einen Überblick, was genau für Daten für jede einzelne SIM-Karte in der Teilnehmerdatenbank des 4G- und 5G-Kernnetzwerks vorgehalten werden, bietet:

https://librecellular.org/user/subscribers#ue-database-configuration

Wichtigster Inhalt der Teilnehmerdatenbank (HSS/HLR) ist das symmetrische Schlüsselmaterial (Master key => K respektive Ki). Siehe dazu diese Foliensätze:

https://csrc.nist.gov/CSRC/media/Presentations/LTE-Security-How-Good-is-it/images-media/day2_research_200-250.pdf

http://rvs.unibe.ch/teaching/ss16_seminar/20160509_ShrimalAnukriti.pdf

KindKronos

Danke euch beiden für eure sehr informativen Antworten!

@GrandDixence: Gilt die Aussgae bezüglich dem Marketingargument trotz des Aufpreises für 5G? Oder ist der Aufpreis schlicht “zu klein”?

Und um auf den im oben an deinem Beitrag verlinkten Beitrag einzugehen und auch die Argumente unterhalb (bezüglich der mutmasslichen Drosselung): Ich finde das grds. aus Preis-/Leistungs-Sicht durchaus berechtigt, aber man dürfte das dann durchaus auch etwas prominienter hinschreiben, auch wenn es nicht sexy ist… 😉

AbRah-SH

Ich habe gestern die Quelle des 5G SA-Signals in Zürich lokalisieren können: Das Signal kommt von der Antenne auf dem Betriebszentrum Herdern der Swisscom.

Niclas

Swisscom nimmt sich Zeit für SA. Was ist das Problem? Die meisten anderen Länder haben den Schritt getan.

33man

Free in Frankreich hat heute 5G SA eingeführt.

Swisscom? ….

roman70

Bei Swisscom habe ich einmal in einem Powerpoint gesehen, dass die Einführung im 2024 als Ziel drin war. Das war kein Geheimdokument sondern öffentlich.

fmueller

Unser nördlicher Nachbar scheint weiter zu sein.

https://www.heise.de/news/Vodafone-Echtes-5G-fuer-fast-alle-9974075.html?wt_mc=rss.red.ho.ho.rdf.beitrag.beitrag

WalterB

@fmueller

Die Finnen sind schon länger um einiges weiter, man bekommt praktisch überall 5G, ist halt ohne +.

Einsprachen gibt es praktisch keine so wie in der Schweiz.

AbRah-SH

5G Standalone hat nichts mit Einsprachen zu tun. 5G SA braucht keine baulichen Veränderungen an 5G-Basisstationen. 5G SA ist reine Softwaresache an den Basisstationen.

OT: Laut dem CTO von Sunrise wird 5G SA bei Sunrise irgendwann nächstes Jahr für Kunden freigeschaltet. Geschäftskunden können es per Network Slicing schon in naher Zukunft (oder schon heute?) nutzen.

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